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"Austria ist im Vorteil"

Alles fiebert dem Derby am Dienstag entgegen.
Alles fiebert dem Derby am Dienstag entgegen. ©VOL.AT/Stiplovsek
Am Dienstag steigt das Derby Austria Lustenau gegen Altach. Die Neue hat mit Athletik-Trainer Stefan Jäger (36) über die Ausgangslage in Sachen  Fitness gesprochen.

Herr Jäger, seit wann arbeiten Sie schon als Athletik-Trainer?

Stefan Jäger: Seit fünf Jahren. Die ersten Ausbildungen habe ich kurioserweise schon davor gemacht. Weil ich wissen wollte, welcher chemische Prozess im Körper abläuft, wenn man zum Beispiel Rad fährt oder übersäuert. Außerdem hat mich immer fasziniert, was mit Training alles möglich ist. Dass man sich nach und nach steigern kann. Plötzlich schafft man Leistungen, die vorher unmöglich gewesen wären. So was finde ich sensationell! Auf die Idee, aus dieser Faszination einen Beruf zu machen, bin ich durch Bekannte gekommen. Ich selbst war Tischtennisspieler und habe Fußball in der 1. Landesklasse gespielt. Dann hatte ich einen Kreuzbandriss und musste aufhören.

Bei welchen Vereinen arbeiten Sie als Athletik-Trainer?

Jäger: Aktuell beim HC Hard, EHC Lustenau und bei den Damen vom VC Dornbirn. Das macht mir großen Spaß. Weil man gerade bei Auswärtsfahrten einen engen Draht zur Mannschaft aufbaut. Unter Hans Kleer trainierte ich auch Austria Lustenau. Das war 2008. Außerdem betreue ich Privatkunden.
Am Dienstag steigt das mit Spannung erwartete Derby zwischen Austria Lustenau und Cashpoint Altach. Die Austria spielte am Mittwoch und am Freitag, Altach musste am Samstag ran und hat damit einen Regenerationstag weniger.

Wer ist im Vorteil?

Jäger: Ich glaube, dass die Austria im Vorteil ist. Und das sage ich nicht, weil ich Lustenauer bin. Hinter den Austrianern liegen zwei „englische Wochen“. Das heißt, sie sind den Spielrhythmus Freitag–Dienstag gewohnt. Das wiegt das Handicap auf, dass sie 90 Minuten mehr in den Beinen haben als die Altacher. In Sachen Fitness ist im Spitzensport vieles Kopfsache.

Das heißt was?

Jäger: Speziell im Ausblick auf die Partie am Dienstag: wie die Spieler mit der Situation umgehen. Wenn du so wie Lustenau einen Lauf hast, dann stört es dich nicht, regelmäßig zu spielen. Dann verausgabst du dich im Cup, obwohl du weißt, dass du zwei Tage später wieder ein Match hast. Bei den Altachern muss man bei einer Fernanalyse, mehr ist das, was ich hier mache, ja nicht, verschiedene Komponenten berücksichtigen.

Welche?

Jäger: Edi Stöhr ist erst ein paar Tage im Amt und hatte am Samstag das erste Pflichtspiel mit seiner neuen Mannschaft. Daraus ergibt sich ein ganz beträchtlicher Nachteil: Edi weiß nicht, wie fit seine Mannschaft ist. Das ist bei dieser Konstellation ein Risiko­faktor. Wenn du zwei
Spiele in drei Tagen hast und nicht weißt, wie die Spieler bei so einer intensiven Belas­tung reagieren, musst du dich auf Fremdmeinungen verlassen. Andererseits hat Edi auch einen Vorteil.

Den des Trainereffekts.

Jäger: Ganz genau so ist es. Als neuer Trainer bringst du neuen Schwung rein und du hast für gewöhnlich alle Spieler hinter dir.

Was muss man in englischen Wochen beim Training berücksichtigen?

Jäger: Die körperlichen Grundlagen müssen natürlich in der Vorbereitung gelegt werden. Nur wenn die vorhanden sind, kann man in englischen Wochen bestehen. Wenn du alle drei, vier Tage ein Spiel hast, trainierst du eigentlich nur, um die Körperspannung aufrecht zu halten. Dafür reichen kürzere Einheiten wie zum Beispiel ein lockerer Waldlauf. Völlig kontraproduktiv wäre es, den Spielern in „englischen Wochen“ eine Pause zu gönnen. Weil sie dann müde würden.

Wir waren beim Thema Kopfsache. Was ist während einer intensiven Meisterschaftsphase sonst noch wichtig?

Jäger: Dass das Training Spaß macht. Man muss die Spieler bei Laune halten und das Training mit kleinen Wettbewerben verbinden. Zum Beispiel: Der Schnellste beim Waldlauf muss was zahlen. Wichtig ist auch, dass der Coach selbst mitläuft. Ein anderer kleiner Wettbewerb kann sein, dass derjenige, dem bei einer Torschuss-Übung die meisten Tore gelingen, drei Euro bekommt. So was hebt die Stimmung. Ich zum Beispiel wecke den Ehrgeiz in den Spielern und sage: Weißt du was? Ich könnte die Übung nochmal machen. Wie ist es bei dir?

In „englischen Wochen“ rotieren die Trainer gerne. Trotzdem wird es immer so sein, dass manche Spieler deutlich mehr Einsatzminuten haben als andere. Wie reagiert man darauf?

Jäger: In dem man Trainingsgruppen bildet. Stammspieler brauchen nach Matches keine so große Belastung. Spieler, die in Amateurmannschaften spielen, zu Kurz- oder gar keinen Einsätzen kommen, müssen viel intensiver trainieren. Nur so kommen sie ebenfalls auf ihre Belastung. Klar ist aber auch: Weder ein Training noch ein Spiel in einer 1b-Mannschaft ersetzen ein Meisterschaftsspiel. Von der körperlichen, aber auch von der mentalen Intensität.

Es gibt Mannschaften, bei denen häufig muskuläre Probleme auftreten. Läuft da was im Training falsch?

Jäger: Wenn sich solche Fälle häufen, dann ist das tatsächlich ein Indiz dafür. Auch muskuläre Verletzungen, die im Spiel auftreten, basieren zumeist auf einer zu hohen Belastung. Man kann sich mit falschem Training Verletzungen züchten. Das ist definitiv so.

Wie schätzen Sie den konditio­nellen Zustand der Vorarlberger Erstligisten ein?

Jäger: Lassen Sie es so ausdrücken: Die Mannschaften haben größtenteils gar keinen Konditionstrainer. Das heißt nicht, dass sie nicht fit sind. Aber man könnte sicherlich etwas verändern. Nur ist es so, wie ich es eingangs erwähnt habe: Der körperliche Zustand verbessert sich erst nach und nach. Vielleicht verzichten die Vereine deshalb auf einen Konditionstrainer.

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