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Ausstellung in Wien widmet sich dem Turiner Grabtuch

Die Ausstellung "Wer ist der Mann auf dem Tuch?" wird derzeit in Wien gezeit.
Die Ausstellung "Wer ist der Mann auf dem Tuch?" wird derzeit in Wien gezeit. ©APA/Helmut Fohringer
Eine originalgroße Kopie des Turiner Grabtuchs, das laut der Überzeugung vieler Gläubigen das Abbild Jesu Christi zeigt, ist Teil einer Ausstellung im Erzbischöflichen Palais in Wien.

“Wer ist der Mann auf dem Tuch?” – Dieser Frage widmet sich eine Ausstellung im Wiener Erzbischöflichen Palais, die sich mit dem Turiner Grabtuch auseinandersetzt. Im Rahmen der Wanderausstellung des Malteserordens, die am Donnerstag eröffnet wird und bis 16. Juli in Wien zu sehen ist, werden sowohl wissenschaftliche Forschungsergebnisse als auch theologische Sichtweisen vorgestellt.

Kernstücke der Schau sind eine originalgetreue Kopie des Grabtuchs sowie eine lebensgroße Figur, die den Spuren am Tuch entspricht. Außerdem sind die Rekonstruktion einer Dornenhaube sowie Nägel, die vor rund 2.000 Jahren bei einer Kreuzigung verwendet wurden, zu sehen.

Ausstellung in Wien dokumentiert Gesichte des Grabtuchs

Das knapp viereinhalb Meter lange und gut ein Meter breite Leinentuch zeigt die Vorder- und Rückansicht eines nackten Mannes, der am Kreuz starb. Viele Gläubige sind überzeugt, dass in das italienisch “La sacra Sindone” genannte Tuch der Leichnam Jesu Christi vor seiner Auferstehung gehüllt war. Die “Sindonologie” versucht, das Geheimnis des Tuchs wissenschaftlich zu lüften.

Die Ausstellung dokumentiert die Geschichte des Tuchs und stellt Forschungsergebnisse zu den Wunden und der Beschaffenheit des Gewebes dar. Die Informationen sind zudem mit biblischen Zitaten versehen. “Wir wollen keine Antworten geben, sondern wir wollen die Menschen anregen, nachzudenken und sich selbst ein Urteil zu bilden”, sagte Kuratorin Bettina von Trott bei einer Presseführung am Mittwoch. Persönlich halte sie es für “sehr wahrscheinlich”, dass das Tuch echt ist. “Es gibt immer mehr Fakten, die dafür sprechen.”

“Der Mann auf dem Tuch ist ein gekreuzigter Mann”, ist von Trott überzeugt. “Wir wissen, dass es Blut ist und keine Farbe.” Ob es sich tatsächlich um das Grabtuch von Jesus handle, könne man nicht mit Sicherheit sagen. “Aber wir haben keinen Fall, wo ein Mann mit einer Dornenhaube gekreuzigt wurde. Das war der Spott, den man nur Jesus hat angedeihen lassen”, gibt sie zu bedenken. Auf dem Tuch könne man deutlich die Blutspuren am Kopf erkennen.

Das Rätsel um das Turiner Grabtuch

“Die Wissenschaft hat uns viele Dinge im Glauben genommen”, sagte von Trott. “Hier ist es genau umgekehrt.” Eine Untersuchung im Jahr 1988 hatte das Gewebe zwar auf das Mittelalter datiert. Es gebe aber neue Erkenntnisse, die zeigten, dass der Stoff sehr wohl aus dem ersten Jahrhundert stammen könnte. Die historische Dokumentation des Leichentuchs beginnt Ende des 14. Jahrhunderts. Danach wurde es seit etwa 1355 zunächst in Frankreich, seit 1578 dann in Turin aufbewahrt.

Die Ausstellung ist seit dreieinhalb Jahren im deutschsprachigen Raum unterwegs und hat bisher 100.000 Besucher angezogen. Im Original ist das Tuch selten zu sehen. Zuletzt wurde war es 2015, als Papst Franziskus das Grabtuch besichtigte, öffentlich ausgestellt, das nächste Mal soll es 2025 soweit sein.

(APA, Red.)

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