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Ausbau Lustenau-Lauterach: Diskussionsthemen Lärmschutz und Lauterach-West

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Lauterach. Mindestens zwei Tage lang läuft im Hofsteigsaal die mündliche Bauverhandlung zum Ausbau der Bahnverbindung Lustenau-Lauterach. Anliegende Anrainer fürchten vor allem mehr Lärm um die geplante Haltestelle Lauterach-West, eine andere Bürgerinitiative befürwortet das Projekt

Das Projekt ist ein Teil des Ausbaus der Bahnstrecke St. Margrethen-Lauterach: Ab der Südschleife bei Hard wird die Verbindung nach Lauterach um ein zweites Gleis erweitert, der Bahnhof Hard modernisiert und mit Lauterach-West eine neue Haltestelle geschaffen. Die Verbindung ist Teil der internationalen Bemühungen, die Verbindung Zürich-München leistungsfähiger zu machen. Ziel ist ein Fernverkehrszug Zürich-München alle zwei Stunden. Doch auch die Landesregierung sieht darin ein wichtiger Schritt zur Stärkung des öffentlichen Verkehrs im Land. Denn die Regionalzüge sollen künftig im Halbstundentakt St. Margrethen und Bregenz im Halbstundentakt verbinden.

Was wird bei der Bauverhandlung diskutiert?

Einige Anrainer sehen dies jedoch weniger positiv. Eine Bürgerinitiative erwartet vor allem für Lauterach Verschlechterungen. Ihr größten Sorgen: Eine zusätzliche Lärmbelastung, eine Flut von internationalen Güterzügen und eine Belastung durch die neue Bahnhaltestelle. In der derzeitigen öffentlichen Bauverhandlung, die auf mindestens zwei Tage angesetzt ist und am Dienstag begonnen hat, stehen diese Bedenken, Gutachten und Behördenauflagen zur Diskussion. Schlussendlich mündet die Bauverhandlung in einen Bescheid, was wie gebaut werden darf.

Lärmschutz

Die Rechnung ist naheliegend: Mehr Gleis bedeute auch mehr Verkehr, mehr Verkehr bedeutet mehr Lärm. Vonseiten der ÖBB pocht man hierbei auf die Schienenverkehrslärm-Immissionschutzverordnung. Diese schreibt vor, welche Lärmbelastungen bei den betroffenen Grundstücken zumutbar sind. Dementsprechend habe man geplant: Sowohl beim “Bogen Hard” seien im gesamten bebauten Gebiet beidseitig Lärmschutzwände vorgesehen. Das Gleiche gelte für den Bogen und das Wohngebiet Lauterach. Da man damit jedoch nicht 100 Prozent der Wohngebäude schützen könne, werde man den restlichen Betroffenen Finanzhilfen zum Einbau von Lärmschutzfenstern anbieten.

Technologie aus Vorarlberg

Hinzu kommt Technologie aus Vorarlberg. Denn im Gleiskörper werden inzwischen Dämm-Matten verbaut, die die Lärmentwicklung reduzieren und den Fahrkomfort erhöhen sollen. Einer der wichtigsten Anbieter solcher Matten kommt aus dem Ländle: Getzner aus Bürs.

Die Matten funktionieren ähnlich einer Trittschalldämmung. - Getzner Werkstoffe
Die Matten funktionieren ähnlich einer Trittschalldämmung. - Getzner Werkstoffe ©Die Matten funktionieren ähnlich einer Trittschalldämmung. - Getzner Werkstoffe
Die Matten funktionieren ähnlich einer Trittschalldämmung. – Getzner Werkstoffe

Mehr Verkehr

Die Verbindung St. Margrethen-Lauterach ist Teil eines größeren Projekts, dem Ausbau des Schienenverkehr zwischen Zürich und München. Durch den Ausbau und – vor allem in Deutschland – Elektrifizierung soll die Fahrzeit drastisch verkürzt werden. So werde die Strecke St.Gallen-Bregenz in 30 Minuten bewältigbar sein. Sorge bereitet die Anrainer vor allem, dass diese Strecke auch als Zubringer für den Gotthard-Basistunnel dienen werde und somit der Güterverkehr drastisch zunehme.

Verdoppelung des Güterzugverkehrs?

Die ÖBB sieht diese Gefahr jedoch nicht und betont vor allem die Bedeutung der Strecke für den Personen-(Nah)Verkehr. Denn selbst wenn die Strecke zwischen Bregenz und der Schweiz ausgebaut ist, die tatsächlichen Flaschenhälse sind die Arlbergstrecke und die Verbindung Bregenz-Lindau. Diese haben nur begrenzte Kapazitäten, ein Ausbau durch die landschaftlichen Gegebenheiten kaum denkbar. Auch in der Schweiz verspricht man sich laut Medienberichten “nur eine Verdoppelung der möglichen Güterzügen – von derzeit vier auf acht pro Tag und Richtung.

Lauterach-West

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Während der Bahnhof in Hard modernisiert und barrierefrei gestaltet werden soll, bekommt Lauterach mit Lauterach-West eine neue zusätzliche Haltestelle. Diese ist auf Höhe der Kaltenbrunnstraße, beziehungsweise des Forellenwegs geplant. Anrainer, wie die Wortführer Eberhard Stimpel und Adrian Peer, deren Grundstücke direkt gegenüber liegen, sehen die Haltestelle als überdimensioniert, unnötig und ineffizient an. Mit dem Liftturm von sechs Metern Höhe sei er eher Bahnhof als Haltestelle, berichten die VN.

Teil des Vorarlberger Mobilitätskonzepts

Diese Kritik stößt bei den ÖBB und der Gemeinde auf wenig Verständnis. Dort sieht man die Haltestelle als Chance für die umliegende Wohngebiete und Teil des Mobilitätskonzeptes des Landes. Hinzu kommt, dass weder eine Busanbindung noch viele Parkplätze geplant sind. Und auch vonseiten der ÖBB prüfe man im Vorfeld genau, ob eine Haltestelle Sinn mache. Dabei plane man aber durchaus langfristig und nehme Prognosen zur Verkehrsentwicklung und Baudichte heran. Und in Vorarlberg sei die Tendenz hin zur größerer Beliebtheit des Öffentlichen Verkehrs. Außerdem rechnet man mit einer künftig stärker verdichteten Bauweise, auch in Lauterach.

Pro Haltestelle Lauterach-West

Aber es gibt nicht nur Gegner: Eine andere Bürgerinitiative hofft auf den schnellen Bau der Haltestelle Lauterach-West und sammelt dafür auch schon Unterschriften. Hier sieht man die Pläne von ÖBB und Gemeinde Lauterach durchaus positiver.

Stolperstein Ökologie

In der aktuellen Bauverhandlung sind neben den Bedenken der Anrainer noch weitere Herausforderungen Thema: Die Bahnstrecke grenzt an Wasserschutzgebiete, die auch während der Bauphase geschützt werden müssen. Die Bauarbeiten selbst müssen so gestaltet werden, dass die Ruhezeiten zugunsten der Anrainer eingehalten werden. Und auch zwei von den Gemeinden geplanten Unterführungen müssen diesen Ansprüchen genügen. Ob dies der Fall ist und ob die Vorbereitungen der ÖBB genügen, um Lärm- und Wasserschutz zu gewährleisten, wird diskutiert.

Bauverhandlung in Lauterach: So geht es weiter

Nach Abschluss der mündlichen Bauverhandlung muss ein Baubescheid ausgestellt werden. Dieser wird mit Ende des Jahres erwartet, erst dann können die ÖBB und Gemeinden mit den Ausschreibungen beginnen. Bis diese eingelangt, bearbeitet und vergeben werden können, dauert es einige Monate. Wenn sich jedoch alles nach Plan entwickelt und keine weiteren Beschwerden einlangen, kann bis Sommer oder frühen Herbst 2018 mit dem Bau begonnen werden. (VOL.AT)

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