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Auf Suspendierung folgt Karriereende: Hoffmann hört auf

Skilanglauf-Olympiasieger Christian Hoffmann hat nach der am Donnerstag von der Disziplinarkommission der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) ausgesprochenen Suspendierung seine Karriere beendet.
Doping-Verfahren gegen Hoffmann

“Aufgrund all der Dinge, die vorgefallen sind, habe ich keine Chance mehr auf die Olympiaqualifikation. Und nachdem es ohnehin meine letzte Saison gewesen wäre, werde ich jetzt sofort aufhören”, begründete Hoffmann gegenüber der APA – Austria Presse Agentur seine Entscheidung.

Sein Ziel sei gewesen, noch ein gutes Olympiarennen zu laufen, diese Chance bekomme er nun nicht mehr. Er werde sich aber, sagte Hoffmann, “mit allen möglichen Mitteln gegen die Anschuldigungen wehren”. Er habe schon Pläne für die Zukunft, wolle darüber aber noch nichts sagen.

Gegen Hoffmann läuft seit Mitte Dezember ein Dopingverfahren. Es liegt zwar kein positiver Dopingtest vor, er steht allerdings im Verdacht, Mitbesitzer einer Zentrifuge zum Blutdoping gewesen zu sein. Seit Mai läuft gegen ihn bei der Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das Anti-Doping-Gesetz. Die NADA dürfte in den Ermittlungsakten der SoKo Doping auf mögliche Dopingvergehen des Mühlviertlers gestoßen sein.

Der Staffelweltmeister von 1999 soll einer jener Spitzensportler sein, die neben Ex-Radprofi Bernhard Kohl unter Mithilfe des mutmaßlichen Drahtziehers Stefan Matschiner zu Dopingzwecken eine Blutzentrifuge angeschafft haben. Kohl, der Doping gestanden hat, hat Hoffmann der Mitbesitzerschaft beschuldigt, laut Anwalt Pott soll Matschiner den Mühlviertler allerdings entlastet haben. Hoffmann, für den die Unschuldsvermutung gilt, hat Doping bzw. eine Verwicklung in die Vorgänge um die Zentrifuge stets bestritten.

Per Mail wurde nun am Donnerstag die Suspendierung ausgesprochen. “In meinen Augen ist die Vorgehensweise rechtsstaatlich äußerst bedenklich. Wir haben eine umfangreiche Stellungnahmen abgegeben und eine Vielzahl von Beweisanträgen gestellt. Aber es wurde nichts gemacht, man hat weder ihn einvernommen, noch seine Zeugen”, erklärte Pott.

Der Anwalt kritisierte zudem den Zeitpunkt der Suspendierung, außerhalb der Bürozeiten vor Feiertagen. “Das hat man bewusst so gewählt, damit er keine Möglichkeit mehr hat. Der Sportler ist abgestempelt und vorverurteilt. Für mich ist das eine sportpolitische Entscheidung”, so Pott. Er sei von der NADA telefonisch nicht benachrichtigt worden, sondern von Hoffmann selbst. NADA-Jurist Gernot Schaar wollte am Donnerstag gegenüber der APA zur Suspendierung Hoffmanns keine Stellungnahme abgeben.

“Man hätte das schneller behandeln sollen, oder ihn einvernehmen müssen. Alles ist rein auf die Aussage von zwei Zeugen gestützt. Wir hatten nicht die Möglichkeit, dazu etwas zu sagen. Wir konnten nur eine schriftliche Stellungnahme abgegeben”, sagte Pott. Darin “und auch schon im Strafverfahren” hätten sie erklärt, dass die Vorwürfe “an den Haaren herbeigezogen” wären und “in keiner Weise stimmen”. Medien hatten kolportiert, dass zwei Zeuginnen erklärt hätten, dass sie Hoffmann am 3. August 2008 in jenes Haus gehen gesehen hätten, in dem laut Ermittlungsergebnissen die von Matschiner betriebene Blutzentrifuge stand. Dies bestreitet Hoffmann vehement: “Ich habe Zeugen, dass ich gar nicht in Linz war, wie von Zeugen behauptet.”

“Hoffmann wurde immer wieder von Kohl belastet, dass er finanziell beteiligt ist. Jetzt geht man einen Schritt weiter, wirft im Beitragstäterschaft vor. Aber Matschiner hat klipp und klar gesagt, dass Hoffmann nicht beteiligt ist. Aber diese Aussage will man nicht zur Kenntnis nehmen. Wir haben auch angeboten, sie sollen eine Rufdatenabfrage machen”, so der Anwalt weiter.

Der Sportler selbst fühlt sich um ein faire Vorgangsweise und die Chance auf Olympia gebracht. “Ich habe nicht einmal die Chance bekommen, mich zu rechtfertigen und Beweise vorzulegen. Somit ist der Winter vorbei. Das wird so lange hinausgezögert, dass ich keine Chance mehr habe, mich für Olympia zu qualifizieren. Das ist eine gesteuerte Sache”, erklärte Hoffmann gegenüber der APA – Austria Presse Agentur.

Hoffmann wollte sich in den nächsten Wochen noch für Vancouver 2010 qualifizieren. Der 35-jährige hat seine Teilnahme an der am Neujahrstag in Oberhof beginnenden Tour de Ski der Langläufer wegen einer Nebenhöhlenentzündung zwar abgesagt, bei den Weltcup-Rennen am 16./17. Jänner in Otepää (Estland), wo Skating-Spezialist Hoffmann allerdings in Klassikrennen hätte aufzeigen müssen, und Rybinsk (22.- 24. Jänner) hätte Hoffmann aber noch das Limit erbringen wollen.

ÖSV-Langlaufreferent Dietmar Miklautsch, der sich am Donnerstag bereits in Oberhof befand, war von der Suspendierung seines Topläufers noch nicht in Kenntnis gesetzt worden: “Wir haben damit gerechnet, dass eine Entscheidung demnächst fallen wird, denn man kann wegen Olympia ja nicht noch länger warten. Wenn es so ist, müssen wir das akzeptieren. Mir persönlich tut es leid”, meinte er zur APA. Weiters sagte er: “Ich kenne die Hintergründe nicht, ich weiß nicht, was von der Soko Doping an die NADA übermittelt worden ist. Ich weiß nicht, was vorliegt und was ausgesagt wurde. Zu mir hat Christian gesagt, dass er viele Sachen, die ihm vorgeworfen werden, entkräften kann.”

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