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Arbeitslosigkeit in Vorarlberg bei Generation 50+ erneut kräftig angestiegen

Die Lage für ältere Jobsuchende in Vorarlberg gestaltet sich zunehmend schwierig.
Die Lage für ältere Jobsuchende in Vorarlberg gestaltet sich zunehmend schwierig. ©APA
Bregenz. Die Arbeitslosigkeit in Vorarlberg ist im September erneut gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent. Im Bundesländervergleich zeigt sich ein Ost-West-Gefälle: Nach Tirol verzeichnet das Ländle bundesweit den geringsten Anstieg an Arbeitslosen. Mit zunehmenden Schwierigkeiten hingegen kämpft die Generation 50+, die Arbeitslosigkeit bei älteren Jobsuchenden stieg erneut kräftig an.

In Vorarlberg waren Ende September nach Angaben des Vorarlberger Arbeitsmarktservices (AMS) exakt 9.619 Personen arbeitslos vorgemerkt. Weitere 2.330 nahmen an diversen Schulungsprogrammen teil. Damit nahm die Zahl der arbeitslos Vorgemerkten um 219, also 2,3 Prozent zu, die Zahl der Schulungsteilnehmer um 82 (- 3,4 Prozent).

Insgesamt waren im September 11.949 Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz, das sind um 137 (+1,2 Prozent) mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dabei waren im Jahresvergleich fast genau gleich viele Frauen auf Jobsuche, bei den Männern waren es um 2,4 Prozent mehr.

Schwierige Lage für ältere Jobsuchende

In fast allen Altersgruppen ging die Arbeitslosigkeit leicht zurückging, bei den älteren Jobsuchenden hingegen stieg sie noch einmal kräftig an. Während sich der Arbeitsmarkt für jüngere Jahrgänge entspannte, zeigen die am Donnerstag vom AMS Vorarlberg veröffentlichen Zahlen, dass Arbeitslose jenseits der 50 mit zunehmenden Schwierigkeiten mit dem beruflichen Wiedereinstieg zu kämpfen haben.

Ost-West-Gefälle

Im Bundesländervergleich zeichnet sich ein Ost-West-Gefälle ab. Mit einer Zunahme an Jobsuchenden von 1,2 Prozent liegt Vorarlberg nach Tirol bundesweit am günstigsten. So verzeichnete Tirol eine Zunahme von 0,2 Prozent, Salzburg von 1,6 Prozent, Kärnten von 1,9 Prozent, das Burgenland von 2,9 Prozent, die Steiermark von 3,0 Prozent, Ober- und Niederösterreich von jeweils 5,8 Prozent und Wien von 10,3 Prozent.

Arbeitslose in …sterreich im September
Arbeitslose in …sterreich im September

Österreichweit hat die Zahl der Jobsuchenden (arbeitslos Vorgemerkte und Schulungsteilnehmer zusammengenommen) um 22.374 (+6,1 Prozent) auf 391.417 zugenommen. Die Arbeitslosenquote, bei der Schulungsteilnehmer nicht mit einberechnet werden, liegt bundesweit bei 8,3 Prozent, für Vorarlberg bei 5,8 Prozent.

Betrachtet man die Altersgruppen, ist die Situation bei den unter 20-Jährigen mit einem Minus von 28 arbeitslos Vorgemerkten und einem Plus von 27 Schulungsteilnehmern annähernd gleich wie im Vorjahr. Und während sich in der Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen gegenüber dem Vorjahr um 30 mehr (+30 Schulungsteilnehmer) auf Jobsuche befanden, waren es bei den 25- bis 50-Jährigen um 110 weniger (-19 arbeitslos Vorgemerkte und -91 Schulungsteilnehmer).

Menschen über 50 wesentlich länger arbeitslos

Besonders schwer ist der berufliche Wiedereinstieg für Menschen über 50 Jahre, die ihren Arbeitsplatz verloren haben. Hier stieg die Zahl der Jobsuchenden im Vergleich zum Vorjahr um 218 und damit um 8,5 Prozent an. Die Arbeitslosigkeit dauert in dieser Altersgruppe auch wesentlich länger. Während etwa die durchschnittliche Vormerkdauer von Arbeitslosen unter 25 rund 51 Kalendertage ausmacht, beträgt diese bei Arbeitslosen über 50 bereits 182 Kalendertage. Und während die Vormerkdauer bei den unter 25-Jährigen im Jahresabstand gerade einmal 5 Kalendertage zulegte, sind es bei den über 50-Jährigen im Durchschnitt 37 Kalendertage mehr.

AMS-Förderprogramm

Von den aktuell 2.555 arbeitslos vorgemerkten Personen in Vorarlberg in der Altersgruppe über 50 Jahre sind dementsprechend beinahe 37 Prozent bereits länger als ein halbes Jahr arbeitslos. Weitere 222 versuchen, ihre Chancen am Arbeitsmarkt mit dem Besuch von Kursen zu verbessern. Der AMS versuche, die Chancen für diese Gruppe mit Einstellförderungen für Unternehmen zu verbessern und gewähre zeitlich befristete Lohnkostenzuschüsse. In den letzten Monaten sei dieses Förderprogramm zwar bereits von Unternehmen genutzt worden, könnte aber noch ausgebaut werden, bekräftigt AMS-Landesgeschäftsführer Anton Strini am Donnerstag. Er ersucht Vorarlberger Unternehmen deshalb erneut, verstärkt auf das Programm zurückzugreifen. 

Gesundheitliche Einschränkungen

Mit gesundheitlichen Einschränkungen, die einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erschweren, hat knapp ein Viertel der insgesamt 11.949 Jobsuchenden beim AMS Vorarlberg zu kämpfen. In der Altersgruppe der über 50-Jährigen Vorgemerkten sind es bereits rund 44 Prozent.

Berufsgruppen

Nach Berufsbereichen hat die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr überdurchschnittlich stark in den Verkehrsberufen (+40 bzw. +14,3 Prozent), bei den Maschinisten (+21 bzw. +17,5 Prozent), in den Reinigungsberufen (+48 bzw. +10,3 Prozent) und in den sogenannten Lehr- und Kulturberufen, wie Kindergartenhelfer oder auch Fitnesstrainier (+52 bzw. +18,3 Prozent) zugenommen. Dagegen liegt die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in den Bauberufen (-29 bzw. -4,1 Prozent) und  in den holzverarbeitenden Berufen (-29 bzw. -22,8 Prozent) günstiger als im Vorjahr.

2.260 neue Stellenangebote konnten im Laufe des Septembers 2015 akquiriert, für 1.764 Stellenangebote konnten Vermittlungsaufträge abgeschlossen werden. Mit 1.929 sofort verfügbaren Stellenangeboten standen damit Ende September um 5 (+0,3 Prozent) mehr Jobangebote zur Verfügung als vor einem Jahr. Ein leichte Plus, das sich im Wesentlichen in den Bauberufen (+35 bzw. +21,1 Prozent), in den holzverarbeitenden Berufen (+20 bzw. +37,7 Prozent) und durch zusätzliche 15 Angebote für Volks- und Hauptschullehrer ergeben habe.

Insbesondere in den Metall- und Elektroberufen (-43 bzw. -11,7 Prozent) und in den Tourismusberufen (-58 bzw. -22,3 Prozent) haben die Stellenangebote dagegen abgenommen.

Lehrstellen

Höher als im September des Vorjahres ist derzeit die Zahl der umgehend verfügbaren Lehrstellensuchenden (308; +3,4 Prozent). Während gegenüber dem Vorjahr um 30 Jungen weniger vorgemerkt waren, waren es bei den Mädchen um 40 mehr. Für diese 308 Lehrstellensuchenden stünden aktuell 488 sofort verfügbare Ausbildungsplätze zur Verfügung, um 184 mehr (+60,5 Prozent) als im Vorjahr.

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(red)

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