Unrealistisch gute Renditversprechungen, stockende Auszahlungen, intransparente Anlegemethoden und Firmenstrukturen – Bei Questra und AGAM handelt es sich aus Sicht der Experten um ein offensichtliches Schneeballsystem.
Schneeballsystem
Dabei bekommen Anleger tatsächlich keine Gewinne aus Börsengeschäften ausbezahlt, sondern direkt die Anlagen von neuen Mitgliedern. Durch die Anwerbung neuer Anleger wird der Geldfluss aufrechterhalten, bis das System nicht mehr schnell genug wächst und zusammenbricht. Das eigene Geld und die versprochenen, aber noch nicht ausbezahlten Rendite verschwinden in den Taschen der Organisatoren. So funktioniert Schneeballsysteme wie Questra:
Überzogene Gewinnversprechen
Den Anlegern verspricht man wöchentliche Rendite von vier bis sechs Prozent – zu einer Zeit, bei der Banken solche Zinsen nicht einmal auf ein Jahr hinaus anbieten können. Interessierte können verschiedene Pakete kaufen – und das Geld quasi beim Arbeiten zuschauen, so das Versprechen. Hinzu kommen eine Karrieresystem mit Provisionen für Neuanwerbungen und deren laufende Geschäfte, ein klassisches Element von Schneeballsystemen.
Ausbleibende Auszahlungen mit fadenscheinigen Begründungen
Seit Monaten stocken nun jedoch die Auszahlungen oder bleiben gleich ganz aus. Grund dafür seien neue Eigentümer, die Neuaufstellung des Unternehmens, neue Niederlassungen und die Erschließung neuer Märkte. Warum deshalb bereits laufende Investitionen nicht mehr bedient werden können oder warum dies bisher ohne die notwendigen Lizenzen möglich war, erklärt dies jedoch kaum.
Wenig aussagekräftige Auftritte
Auf den ersten Blick ist es aktuell verwirrend. Einerseits gibt es die Questra Holdings, die mit einer Atlantic Global Asset Management (AGAM) kooperiert und zu einer Questra World gehört und auf seiner Seite für Fivewinds. Tätig sei man laut Eigendarstellung vor allem bei Firmenberatung, Börsengeschäften und auch Kryptowährungen. Auch sonst sind die Web-Auftritte der Seite nur auf dem ersten Blick professionell, viel erfährt man jedoch nicht. Auch zum behaupteten Versicherungsfonds finden sich keine Informationen, was und in welchem Umfang es versichert ist.
Indirekter Kontakt
Die Informationen zu den Firmeneigner und Mitarbeiter lassen sich entweder nicht überprüfen oder können nicht verifiziert werden, sprich die Wahrheit der Aussagen lässt sich nicht belegen. Der Kontakt läuft allgemein meist nur über Mundpropaganda und Facebook-Gruppen. Auf den firmeneigenen Facebookseiten erfährt man jedoch ebenfalls wenig, in den Foren kursieren vor allem Screenshots von Whatsapp-Chats. Im Internet finden sich schnell Hinweise auf Werbevideos voller Schauspieler und Ungereimtheiten.
Firmensitz in Steueroasen
Trotz eines kolportierten spanischen Firmensitzes deutet einiges auf Firmenwurzeln in der Ukraine hin, gemeldet ist die Firma auf den Virgin Islands – was Geldforderungen an die Firma durch die dortigen Gesetze so gut wie aussichtlos machen. Denn die Britischen Jungferninseln gehören wie auch Gibraltar und Zypern, auf denen weitere Unterfirmen ihre Firmensitze haben, zu den Steueroasen.
Keine Genehmigung
Hinzu kommt, dass die Firma keine Genehmigung besitzt, die angebotenen Dienstleistungen tatsächlich auch auszuüben. So warnen sowohl die österreichische (siehe hier) wie auch die liechtensteinische Finanzmarktaufsicht (siehe hier) – wie auch Großbritannien, Polen, Spanien und Belgien. Kontrollen und Lizenzen also Fehlanzeige. Selten sind solche Warnungen beizeiten nicht, die Finanzmarktaufsicht warnt beinahe wöchentlich von vergleichbaren Angeboten.
Bisher relativ wenig Betroffene
Im Gegensatz zu Vemma und dem inzwischen aus der Mode gekommenen Nugget-Game wisse man diesbezüglich bei der Arbeiterkammer bisher von wenigen Betroffenen in Vorarlberg. Die “Questra Austria”-Gruppe auf Facebook umfasst immerhin 433 Mitglieder. Dennoch, Franz Valandro vom Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Vorarlberg warnt eindringlich vor der “Investitionsmöglichkeit”.
Seit diesem Wochenende scheint der Webauftritt von AGAM nicht mehr erreichbar zu sein.
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