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Landesweite Proteste gegen Polizeigewalt in USA

In Ferguson brannten wieder Polizeiautos
In Ferguson brannten wieder Polizeiautos
Nach der umstrittenen Jury-Entscheidung zu den Todesschüssen eines weißen Polizisten auf einen schwarzen Jugendlichen weiten sich die Demonstrationen in den USA aus. Auf Ausschreitungen in Ferguson folgten in der Nacht auf Mittwoch Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in gut 170 Städten - von New York über Los Angeles bis San Francisco.


In Ferguson selbst blieb es in der Nacht unter Aufsicht von mehr als 2.000 Nationalgardisten etwas ruhiger. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Gewalt in der Kleinstadt und rief zum Dialog auf. Der Polizist, der den 18-jährigen Michael Brown im August erschossen hatte, sagte, er habe ein reines Gewissen.

Aus der Kleinstadt im Mittleren Westen breitete sich eine Protestwelle bis in die Großstädte der Ost- und Westküste aus. In New York marschierten Hunderte Demonstranten vom Manhattans Union Square zum Times Square und nach Harlem. Ein Teilnehmer sagte CNN, er wolle nur helfen, Veränderungen einzufordern. Er habe sich spontan dem Protestzug angeschlossen. “Manchmal werde ich aufgrund meiner Hautfarbe diskriminiert.”

In Atlanta, dem Geburtsort des Bürgerrechtlers Martin Luther King, blockierten Demonstranten eine Schnellstraße. “Es ist ein Hohn”, meinte die Demonstrantin ShaCzar Brown. “Vor 70 Jahren war es erlaubt, Schwarze umzubringen”, sagte sie mit Hinweis auf Lynchmorde in den US-Südstaaten. “Im Prinzip ist es das immer noch.” Demonstranten in Oakland in Kalifornien warfen Scheiben ein und plünderten Geschäfte, während in Los Angeles eine Schnellstraße blockiert wurde. Auch aus Großstädten wie Boston, Denver, Seattle, Washington und Dallas wurden Proteste gemeldet.

Auslöser war die Entscheidung von Geschworenen, den Polizisten, der die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, nicht anzuklagen. In Ferguson skandierten Demonstranten vor einer Polizeiwache “Keine Gerechtigkeit, kein Friede”. Trotz einer erhöhten Präsenz der Nationalgarde ging im Zentrum ein Polizeiauto in Flammen auf. Die Beamten trieben Demonstranten mit Tränengas auseinander. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 44 Personen fest. In anderen Teilen der Stadt waren die Proteste dagegen weniger von Gewalt begleitet als in der Nacht zuvor.

Obama sagte, Gebäude und Autos in Brand zu setzen und Menschenleben zu gefährden, sei keine konstruktive Antwort. “Dafür gibt es keine Entschuldigung.” Solche Taten müssten bestraft werden. Er betonte aber auch, dass “die Frustration, die wir gesehen haben”, nicht nur auf ein spezielles Ereignis zurückgehe. Viele Menschen in den USA hätten das Gefühl, dass die Gesetze nicht immer einheitlich und fair angewandt würden.

Die Entscheidung der Jury bedeutet nicht, dass der Fall nicht juristisch aufgearbeitet wird. Justizminister Eric Holder machte klar, dass auf Bundesebene wegen des Todes des 18-jährigen Brown sowie wegen des Verhaltens der Polizei bei den folgenden Unruhen ermittelt werde.

Der Bürgermeister von Ferguson, James Knowles, sagte, es sei noch keine Entscheidung zur beruflichen Zukunft des Polizisten gefällt worden. Der 28-jährige Darren Wilson ist seit August beurlaubt, wird aber weiterhin bezahlt. Er hat ausgesagt, sich von Brown bedroht gefühlt und daher aus Notwehr gehandelt zu haben. Dem Fernsehsender ABC sagte Wilson, er habe ein reines Gewissen, weil er seine Arbeit richtig gemacht habe. Er hätte den Tod des Teenagers nicht verhindern können. Wilsons Anwalt sagte später auf CNN, die Karriere seines Klienten als Polizeioffizier sei beendet.

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