Das Schicksal der 37-jährigen Tschetschenin Sacita Tahaera steht beispielhaft für gut die Hälfte der anerkannten Flüchtlinge in Vorarlberg: Mit drei Kindern an der Hand und hochschwanger riskierte sie vor Jahren ihr Leben auf der Flucht aus dem kriegsgeschundenen Grosny. Drei Jahre später hielt sie im Dezember 2011 endlich die Anerkennung als Flüchtling in Händen. Aber sie freute sich zu früh.
In Wien ging’s dann
Rebecca Hartmann (53) aus Sulz begleitet die tschetschenische Familie auf der Wohnungssuche. Neun Monate, unzählige Telefonate und Besichtigungen später ist Sacita Tahaera am 16. Oktober mit ihren vier Kindern nach Wien übersiedelt. In Vorarlberg fand sie keine Bleibe. Entweder waren vier Kinder oder Ausländer generell unerwünscht. Oder Vorgaben der Bezirkshauptmannschaft, die in Tahaeras Fall drei Monate lang die Miete bezahlt, wurden nicht erfüllt. Die Wohnung muss 80 Quadratmeter groß sein, so die behördliche Bedingung. Eine Alternative mit 79 Quadratmeter scheiterte an der BH. Jetzt wohnt Tahaera mit ihren vier Kindern auf 57 Quadratmetern in Wien. Das wurde akzeptiert.
Markt völlig am Boden
Michael Natter leitet die Sozialberatung der Caritas. Er kennt den Fall gut. In seinen Augen hätte Tahaera noch länger zuwarten sollen. „Es hätte sich was gefunden.“ Früher oder später. Freilich weiß Natter wohl, „dass der private Wohnungsmarkt seit 2011 für bleibeberechtigte Flüchtlinge in Vorarlberg total zusammengebrochen ist“. Die Bevölkerung macht zwischen Zuwanderern und Flüchtlingen keinen Unterschied. Und das, obwohl nur 0,53 Prozent der etwa 372.000 Menschen in Vorarlberg anerkannte Flüchtlinge sind.
Ihre Zeit als Asylwerberin verbrachte Tahaera in eine Feldkircher Kellerwohnung, mit Schimmel an den Wänden, kritisiert Rebecca Hartmann.
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