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„werkraumschule“ startete sensationell

Zogen erfreuliche Zwischenbilanz: Projektleiterin Susanne Schedler und ihre Kollegen.
Zogen erfreuliche Zwischenbilanz: Projektleiterin Susanne Schedler und ihre Kollegen. ©Strauß
Bezauer Wirtschaftsschulen und werkraum präsentierten nach sechs Wochen ersten Erfahrungsbericht.

Andelsbuch/Bezau. Regelrecht euphorisch berichteten Vertreter der Schule und des Werkraums über ihre ersten Erfahrungen mit der neuen Schulform „werkraumschule“ – ein Projekt, das die dreijährige Handelsschule und eine dreijährige Handwerkerlehre zu einem fünfjährigen Projekt verschmilzt.

Aus dem Vollen schöpfen

„Als wir das Projekt vorstellten, waren wir gespannt, ob es denn auch genügend Interesse dafür gibt“, blickt Dir. Andreas Kappaurer auf den Start vor nicht einmal einem Jahr zurück. „Dann haben wir aber für eine Klasse mit 30 Schülerinnen und Schülern 45 Anmeldungen bekommen – dieses Interesse hat uns in den Bemühungen bestärkt und die involvierten Lehrerinnen und Lehrer zusätzlich motiviert.“

„Wir sind auf dem richtigen Weg, die Kombination von Schule und Lehre ist für die Struktur des Handwerks im Bregenzerwald ideal, und wir gehen davon aus, dass damit auch die Suche nach Facharbeiternachwuchs erleichtert wird“, ergänzen werkraum-Obmann Martin Bereuter und Michael Fetz vom Partnerbetrieb Fetz Color.

Ein effektives Team

Schule wie werkraum setzen auf eine enge Zusammenarbeit, wie Susanne Schedler als Projektleiterin, Ausbildungscoach Klaus Metzler und Dir. Andreas Kappaurer unisono betonen. Auch wenn das Projekt erst wenige Wochen läuft – „wenn man mit den Handwerkern redet, spürt man, dass sie mit Begeisterung dabei sind und sich viel von dem Projekt erhoffen, denn es wird immer schwieriger, gute Lehrlinge zu finden – die kleinen Handwerksbetriebe sind dabei hinter größeren Firmen eindeutig im Hintertreffen“, räumen die werkraum-Verantwortlichen ein.

Gemeinschaftsgefühl

Bei kleinen Betrieben seien die Lehrlinge als „Einzelkämpfer“ oft isoliert, während große Betriebe mit einer entsprechenden Lehrlingsausbildung für Dutzende junge Leute punkten können. „Es gibt eine ,blum-Familie‘, eine ,Doppelmayr-Familie‘ und viele mehr – wir wollen eine Basis schaffen, dass auch die Lehrlinge in unserem Projekt ebenfalls ein Gemeinschaftsgefühl verspüren“, stecken die Verantwortlichen auch die flankierenden Maßnahmen zum Ausbildungsprojekt ab.

Weiterentwicklung

„Die Handelsschule“, so Dir. Kappaurer, „ist in anderen Bundesländern längst zum Auslaufmodell geworden, auch in Vorarlberg und im Bregenzerwald sind negative Tendenzen unübersehbar. Deshalb haben wir schon vor einigen Jahren die Praxis-Handelsschule initiiert, bei der Schülerinnen und Schüler mindestens 160 Stunden (wöchentlich ein Tag) Praxisluft schnuppern. Jetzt gehen Handwerk und Schule noch einen großen Schritt weiter – unter dem Schlagwort „werkraumschule“ wurde ein Ausbildungsmodell konzipiert, das Schule und Lehre optimal vernetzt und die Bildungsmodelle an den Bezauer Wirtschaftsschulen noch durchlässiger und flexibler macht. Das Konzept ist so tiefgreifend, dass es einen echten Quantensprung bringt.“

An die Lehre herantasten

Die Grundidee besteht darin, dass sich Schülerinnen und Schüler neben der konventionellen dreijährigen Handelsschulausbildung handwerklich zu orientieren können und sich behutsam an einen Handwerksberuf, der dem oder der Jugendlichen wirklich zusagt und in dem er/sie sich wohlfühlt, herantasten kann. Dies geschieht in der ersten Handelsschulklasse bei 25 Schnuppernachmittagen und einem vierwöchigen Praktikum bei einem werkraum-Mitgliedsbetrieb. Dabei werden Werkstoffe und Berufe ausgelotet.

Weichenstellung später

Der große Vorteil dieses Modells: „Schülerinnen und Schüler haben ein ganzes Jahr Zeit, sich zu entscheiden, in welchem Bereich man eine Lehre absolvieren möchte.“ Tischlerei, Glaserei, Fensterbau, Zimmerei, aber auch Schneider, Schuhmacher, Metalltechnik, Dachdecker, Spengler, Friseur, Kfz-Mechaniker, Bäcker, Metzger, Steinmetz, Ofenbauer und und und . . . insgesamt mehr als zwei Dutzend Ausbildungsberufe stehen bei den Mitgliedern vom werkraum zur Auswahl. „Im zweiten Jahr wird ein mehrwöchiges Praktikum absolviert“, erläutert Dir. Kappaurer, und die konkrete Entscheidung fällt erst im dritten Jahr, dann wird der Lehrbetrieb festgelegt. In diesem dritten Jahr erfolgt neben dem ersten Lehrjahr auch der Handelsschulabschluss, womit in der Ausbildung ein Jahr gespart wird.

Nach dem Handelsschul-Abschluss wird im vierten und fünften Jahr das zweite und dritte Lehrjahr absolviert und mit der Lehrabschlussprüfung nach insgesamt fünf Jahren kombinierter Ausbildung abgeschlossen.

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