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Am Puls des Ökostroms

Viele Interessierte wandelten bei VKW-Wanderung auf den Spuren der Stromautonomie. 

Gleich drei Busse waren diesmal nötig, um die Teilnehmer der zweiten VKW-Wanderung an Ort und Stelle zu bringen. Ziel der rund 130 Interessierten war Sonntag-Buchboden im Großen Walsertal, wo in den vergangenen Jahren zahlreiche Kleinwasserkraftwerke entstanden sind. Neben der Photovoltaik haben diese Initiativen dafür gesorgt, dass zumindest die Stromautonomie in der Talschaft bereits erreicht werden konnte. So wurde im vergangenen Jahr erstmals mehr Ökostrom erzeugt als verbraucht. Auch das prädestinierte die Region für eine VKW-Wanderung. Dazu kam eine reizvolle Landschaft, die ein Gutteil der Wanderer noch nicht kannte.

Zusammen ergab das eine schweißtreibende, aber interessante Veranstaltung, an deren Ende noch ein Freiluftbuffet mit Spezialitäten aus der Region stand. Die Gemeinden des Großen Walsertals investieren schon lange in erneuerbare Energie. Sie nutzten die zahlreichen Bäche und investierten in den Bau von Kleinwasserkraftwerken, und Anfang 2000 gehörten sie zu den Pionieren des Photovoltaikbooms. Seit einigen Jahren läuft zudem ein von der VKW initiiertes Projekt, das sogenannte Smart Grid, mit dessen Hilfe der reichlich aus Sonne und Wasser geerntete Strom ohne aufwendigen Leitungsausbau im Netz verteilt wird. Immerhin gibt es inzwischen 5000 Anlagen, die Strom ins VKW-Netz speisen.

Eine solche Anlage steht in Bad Rotenbrunnen. Klaus Bitsche von der VKW-Ökostromgesellschaft führte den großen Wandertross über sonnendurchflutete Wege entlang der munter über Stock und Stein plätschernden Lutz zum Endpunkt. Dort betreibt Lorenz Bitsche seit 2005 ein Kleinkraftwerk. Die Jahresleistung beträgt 3,5 Gigawattstunden. Er versorgt damit nicht nur den in seinem Besitz befindlichen legendären Gasthof Bad Rotenbrunnen mit der nötigen Elektrizität. Er verkauft diese auch gut. „Damit lässt sich ein Kulturgut erhalten“, meinte Bitsche.

Viele Privatinitiativen
Die Wichtigkeit von Kleinwasserkraftwerken als Bestandteil erneuerbarer Energie betonte Klaus Bitsche. Vor allem, weil es sich meist um Privatinitiativen handelt. Dazu gehört auch das Kraftwerk Überlut, das die gleichnamige Sennalpe mit Strom versorgt. Aufgrund der langen Hitzephase sprudelt das zur Stromerzeugung erforderliche Wasser derzeit zwar nicht mehr so reichlich.

Der Alpe geht das Licht aber trotzdem nicht aus. Erst im vergangenen Jahr nahm die Wassergenossenschaft Buchboden ihr neues Kleinkraftwerk in Betrieb, das nun die ganze Parzelle mit gutem Quellwasser versorgt. Sechs Kilometer an Leitungen mussten dafür verlegt werden. Auch die Kleinkraftwerke Seebergbach und Steinbach sind relativ neu im Ökostromnetz des Biosphärenparks. Sie tragen mit ein bis zwei Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr ebenfalls wesentlich zur Stromautonomie im Tal bei. Allerdings sind die Strompreise derzeit im Keller. Die VKW-Ökostromgesellschaft unterstützt die Kleinkraftbetreiber über einen kleinen Zuschlag, der auf Ökostrom eingehoben wird.

Nichts mit Strom hat die Schwefelquelle zu tun, die unweit von Buchboden zum Lutzschwefelbad gefasst wurde. Inmitten einer urig belassenen Steinlandschaft eröffnen sich Bademöglichkeiten verschiedenster Art. Die dortige Schwefelquelle ist eine der gehaltvollsten in Österreich, wobei allein der Geruch keinen Zweifel an dieser Tatsache lässt. Laut Bürgermeister Franz- Ferdinand Türtscher, der höchstpersönlich Erfrischungsgetränke reichte, soll mit der Neuinterpretation von historischer lokaler Badekultur das Tal als Naherholungsgebiet aufgewertet werden.

Die Serie „Energie für unser Leben“ ist eine redaktionell unabhängige Serie der VN mit Unterstützung von illwerke vkw.

 

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