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Am Anfang war ein Vogel

Heute ist Welttierschutztag – Karl Heinz Hanny rettet seit zehn Jahren in Not geratene Tiere.

Über Privates will er in der Öffentlichkeit nicht sprechen. „Das gehört nicht hierher“, sagt Karl Heinz Hanny gleich zu Beginn des Gesprächs. Gerade mal Jahrgang, Beruf und Wohnort gibt er nach längerem Zögern preis. Weit auskunftsfreudiger ist der 60-Jährige, wenn es um seine „Berufung“ geht: Die Vorarlberger Tierrettung nämlich. Zwischen 30 und 80 Mal pro Tag klingelt das Telefon des ehrenamtlichen Tierretters. Ob Beratungsgespräche oder in Not geratene Tiere – es vergeht kein Tag, an dem seine Dienste nicht gefragt sind. Vielfach auch in der Nacht. Am Montag etwa wollte um 23.30 Uhr ein entlaufener Hund vom Fußballplatz in Nüziders gerettet werden. Zwei Stunden später war es ein freilaufendes Kaninchen in Bregenz.

Glückliches Ende

Die Geschichte von Charly, dem einjährigen Cavalier King Charles, ist gut ausgegangen. Der Hund war gechipt und konnte wenige Stunden später der Besitzerin übergeben werden. Das Kaninchen war trotz längerer Suche nicht mehr auffindbar. 818 Einsätze und 20.380 zurückgelegte Kilometer verzeichnete Neo-Pensionist Hanny alleine im vergangenen Jahr. Und es werden immer mehr. „Wahrscheinlich auch deshalb, weil der Tierrettungsdienst immer bekannter wird“, meint er. Dabei hat alles ziemlich harmlos begonnen. Vor ziemlich genau zehn Jahren, um genau zu sein. „Damals haben sie mich vom Tierheim angerufen und gefragt, ob ich mit einer Brieftaube etwas anfangen kann“, erinnert sich der Hobbylandwirt. Irgendwann übernahm der 60-Jährige dann jeden Vogel. In Hannys privater Vogelauffangstation haben derzeit rund 500 Tiere ein vorübergehendes oder neues Zuhause gefunden. Die Wildvögel werden so schnell als möglich gesund gepflegt und anschließend ausgewildert. Die Ziervögel weitervermittelt. Vor knapp sechs Jahren wurde dann der Tierrettungsdienst um Projektleiter und dem derzeit einzigen Retter Karl Heinz Hanny ins Leben gerufen. Egal welches Tier Hilfe benötigt – der Tierretter ist zur Stelle. Ob es nun Kampfhunde sind, die nach dem Auszug einfach in der Wohnung zurückgelassen werden, Schwäne, die sich an einem Angelhaken verfangen haben, Waschbären, die sich nicht mehr vom Dach trauen, Wildkatzen, die eingefangen, gezähmt und kastriert werden wollen oder Hunde wie Charly oder jener Artgenosse, der ein halbes Jahr im Dornbirner Stadtgebiet in freier Wildbahn gewohnt hat. „Ich habe ihn wochenlang gesucht. Als er seinen Besitzer gesehen hat, ist er sofort zu ihm ins Auto gehüpft. Das war wunderschön.“

„Keine Arbeit“

Urlaub? Für den Tierliebhaber praktisch ein Fremdwort. „Ich kann ja nicht sagen, heute mache ich keinen Dienst.“ Aber eigentlich habe er doch jeden Tag Urlaub. „Ich tue das gerne. Daher sehe ich es nicht als Arbeit“, bringt es Karl Heinz Hanny auf den Punkt. Dennoch will er in nächster Zeit versuchen, ein paar freiwillige Mitstreiter für das ehrgeizige Projekt Tierrettung zu finden.

ZUR PERSON

Karl Heinz Hanny setzt sich seit zehn Jahren ehrenamtlich für in Not geratene Tiere ein. Jahrgang: 1950 Wohnort: Hard Laufbahn: kaufmännischer Angestellter, Hobbylandwirt mit Heidschnuckenschafen und Islandpferden, seit 1. Jänner 2011 Pensionist Hobbys: Tiere

(VN)

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