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Wenn das Derby in den eigenen vier Wänden spaltet

Duell zweier Freunde, wenn Tabellenführer Altach am Freitag (18.30 Uhr) beim FCL gastiert. Rund 100 Kilometer trennten einst ihre Elternhäuser im salzburgerischen Saalfelden bzw. Bürmoos, heute teilen sie sich eine Wohngemeinschaft in Lustenau. Zwei Typen, zwei Charaktere, zwei völlig verschiedene Fußballer – und doch verbindet sie so einiges.
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Live-Ticker: LASK vs. Austria

Dem Älteren von beiden, Christoph Schösswendter (23), wurde der Fußball nicht in die Wiege gelegt. „Ich habe mir alles durch Disziplin und Ehrgeiz erarbeitet, mir wurde nichts geschenkt“, sagt der gebürtige Zeller nicht ohne Stolz. Dass er schon als kleiner Junge immer auf dem Fußballplatz stand, war für ihn normal – Vater Hermann spielte einst selbst für Saalfelden. Doch für den hoch aufgeschossenen Verteidiger, der als Torhüter begann, lief es nicht nur rund. „Ich weiß, was arbeiten heißt“, berichtet er und ergänzt: „. . . und dass Fußball ein Traumjob ist.“ Eine Lehre als Einzelhandelskaufmann hat Schösswendter abgeschlossen, ehe ihn erstmals der Ruf der großen Fußballwelt ereilte: Der SK Rapid hatte nach seinem ersten Profijahr in Vöcklabruck angeklopft. „Ich hatte Träume“, erzählt er heute von der Unterschrift unter einen Dreijahresvertrag und Spielen wie gegen Liverpool oder Schalke oder der Kaderzugehörigkeit in drei Europa-League-Partien. Der Durchbruch aber gelang nicht, Schösswendter fand sich im Amateurteam in der Ostliga wieder – und wollte weg. So kam der Ruf aus Vorarlberg zum richtigen Zeitpunkt. Mit dem Vertrag beim FC Lustenau kam die Lust am Fußball zurück und jetzt mit Altach auch wieder die Träume. „Am Ende der Saison werden wir ganz oben stehen und in die Bundesliga aufsteigen.“

Duell im Reichshofstadion

Auf dem Weg dorthin wartet auf die Altacher heute (18.30 Uhr) im Reichshofstadion das vierte Saisonderby und auf Schösswendter das zweite Duell mit Wohnkollege Marcel Holzmann. Und der FCL-Akteur lässt mit einer Kampfansage aufhorchen: „Respekt? Ja. Angst? Auf gar keinen Fall.“ Er hat ja noch eine Rechnung offen nach seinem Ausschluss im ersten Aufeinandertreffen (4:1 für Altach). „Da musste ich den Spott über mich ergehen lassen“, schmunzelt der 21-Jährige, der in Salzburg geboren und in Bürmoos aufgewachsen ist. Der Schalke­ sitzt ihm im Nacken, wenn er weitererzählt: „Schon als Baby gab es für mich nur Fußball.“ Und davon spricht, dass schon sein Vater (Rudolf), sein Onkel (Siegfried) und schon sein Opa Fußballer waren. Im Gegensatz zu Schösswendter durfte Holzmann die Ausbildung in einer Fußball-Akademie (Salzburg) genießen, wo er dann nach dem Aufstieg zu den Juniors auch unter dem jetzigen Altach-Trainer Adi Hütter spielte. 2010 nahm dann sein Fußballerleben so richtig Fahrt auf. Der große FC Bayern München zeigte Interesse am Linksfuß. Erst habe er es gar nicht geglaubt, dann nicht lange überlegt. Eine völlig neue Welt öffnete sich für das vielversprechende Talent: Ein paar Tage bei David Alaba gewohnt, ein Trainingslager mit Ribéry und Co. in Südtirol und das Bayern-Logo auf der Brust. Bald aber hatte ihn die Realität eingeholt. Mit der deutschen Härte kam er nicht zurecht. „Für mich eine Wahnsinnserfahrung“, sagt er mit dem Wissen von heute. Damals aber wollte er nur eines: Weg von den Bayern und wieder spielen. Da kam das Angebot aus Lustenau zum richtigen Zeitpunkt. Traf er da doch auf ehemalige Salzburg-Kollegen wie Seeger, Kobleder oder Minoretti. Und in der Wohnung von Schösswendter wurde durch den Abgang von Stefan Schwab zur Admira ein Platz frei. Holzmann sagte Ja und hat es bis heute nicht bereut. „Der FC Lustenau ist eine super Plattform für junge Spieler.“ Und der neue Trainer? „Legt viel Wert auf den taktischen Bereich. Zudem will sich jeder Spieler wieder neu beweisen.“

Austria ohne Boller in der Stahlstadt

Der Deutsche fällt aufgrund einer Magen-Darm-Erkrankung gegen den LASK aus.
Hiobsbotschaft für Austria-Lustenau-Coach Helgi Kolvidsson beim gestrigen Abschlusstraining. Der deutsche Mittelfeld-Turbo Sascha Boller fällt für das Spitzenspiel in Oberösterreich aus. Ein Virus setzte den 27-Jährigen außer Gefecht. Damit fehlt Kolvidsson die gefährlichste Waffe im Offensivspiel der Grün-Weißen. Und das ausgerechnet gegen den Tabellendritten LASK. „Die Linzer sind eine starke Truppe. Haben mit Walter Schachner einen Trainer-Fuchs, der den Spielern sein System schnell beigebracht hat. Eine homogene Truppe, schwer zu knacken. Da hätten wir Sascha sicher gut gebrauchen können“. so der Isländer. 
Achtung vor dem Henrique

Trotzdem reist die Austria heute mit Selbstvertrauen im Gepäck in die Stahlstadt Linz. „Wir wollen wieder punkten, die zuletzt guten Leistungen bestätigen“, erklärt Kolvidsson. Und hat dabei das 1:1 im Hinspiel noch gut im Kopf. „Das war ein ausgeglichenes Match. LASK echt gut. Und jetzt haben sie auch noch den Brasilianer Luiz Henrique im Team. Da heißt es nun doppelt aufpassen.“ Daher lässt der Coach voraussichtlich wieder im bewährten 4-2-3-1-System spielen, mit Zwischenbrugger, Dürr und Kampel in der Zentrale. Um vor allem die Kreise des Brasilianers einzuengen. Wer den Platz von Boller in der Startelf einnimmt, wird Kolvidsson erst kurz vor dem Spiel entscheiden.

(VN)

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