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Als Schwimmer einsame Spitze

Joachim Kühne-Lerch (hier mit seiner Gattin Maria) ist begeisterter Schwimmer und Obmann der "Flying Flippers".
Joachim Kühne-Lerch (hier mit seiner Gattin Maria) ist begeisterter Schwimmer und Obmann der "Flying Flippers". ©Verena Kogelnig/Flying Flippers
Der Obmann der „Flying Flippers“ taucht ein in das Element größerer Bewegungsfreiheit.
Flying Flippers Schwimmteam Vorarlberg

Feldkirch. (vko) Seit 2011 trainiert Joachim Kühne-Lerch im Verein „Flying Flippers Schwimmteam Vorarlberg“. Regelmäßig tritt der Feldkircher bei Meisterschaften an. Auf die Frage hin, ob er schon Medaillen gewonnen hat, lacht er herzlich: „Ich war bisher immer der Einzige in meiner Klasse. Um in Österreich eine Medaille bekommen zu können, müssen mindestens vier Teilnehmer in einer Klasse antreten.“ Dass sich weder aus dem Dornbirner Verein noch aus dem restlichen Österreich entsprechende Mitbewerber fanden, liegt an einem einfachen Grund: der Art seiner körperlichen Beeinträchtigung.

Ein besonderer Verein

Der Verein „Flying Flippers“ mit Sitz in Dornbirn steht allen Schwimmern mit körperlicher Beeinträchtigung offen. Bei den wöchentlichen Treffen am Donnerstagabend trainieren Mitglieder, welche die unterschiedlichsten Voraussetzungen mitbringen. Freizeitschwimmer und Sportler tauchen ins Vereinsleben ein – jeder mit einer anderen Einschränkung der körperlichen Beweglichkeit. Um am Training teilzunehmen sind manche auf eigene Betreuer angewiesen, die sie meist selbst organisieren. Kühne-Lerch, dessen Wirbelsäule aufgrund einer Autoimmunerkrankung geschädigt ist, trat 2011 bei. Bereits ein Jahr später übernahm er die Aufgabe des Obmanns. Ohne Atemholen bemüht er sich um Neumitglieder. Besonders freut er sich über junge: Schon Kinder lernten hier schwimmen – manche blieben beim Verein.

Spaß am Schwimmen

Bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften im Behindertensport wird Kühne-Lerch wie die anderen antretenden Vereinsmitglieder nach dem Grad der Beeinträchtigung einer Klasse zugeteilt. „Es schwimmen unterschiedliche Klassen zusammen“, beschreibt er einen Bewerb, „aber gewertet wird man in der eigenen.“ Mindestens vier Bewerber derselben Klasse müssten antreten, dann bekämen drei eine Medaille – der Vierte ginge leer aus. Kühne-Lerchs Klasse erweist sich als eine Seltenheit in Österreich. So konnte der Alleinbewerber bisher keine Auszeichnung an Land ziehen. Ohnedies geht es bei den „Flying Flippers“ nicht nur um Leistung. „Natürlich ist man gern erfolgreich, aber wichtig ist das Dabeisein, der Spaß am Schwimmen“, stellt Kühne-Lerch klar.

Bewegung, Freiheit und Hindernisse

„Gerade wenn man im Rollstuhl ist, ist Wasser das Element, in dem man sich frei fühlen kann“, beschreibt der Obmann das Erleben manches Vereinskollegen. Damit das Gefühl von Freiheit alle durchströmt, unterstützen die beiden Trainer des Vereins jeden Einzelnen mit Tipps dabei, einen eigenen Schwimmstil zu entwickeln. Viele erleben durch das Schwimmen eine allgemeine Verbesserung ihrer Bewegungsfähigkeit. Mit dem vor zwei Jahren eingebauten Lift ermöglicht das Hallenbad Dornbirn Training und Vergnügen aller Mitglieder. Gesetzlich sind öffentliche Bäder seit 2016 zur Barrierefreiheit verpflichtet. „Für Schwimmer, die Betreuung brauchen, muss alles organisiert werden. Da bedeutet es eher Stress, etwa ins Waldbad Gisingen zu gehen“, erläutert Kühne-Lerch. „Ich selbst schwimme im Sommer in den Baggerlöchern. Ich mag das Wasser dort lieber als Chlorwasser.“

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