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Alle Farben des Lebens - Trailer und Kritik zum Film

Ramona (Elle Fanning) ist 16 Jahre alt, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Maggie (Naomi Watts) bei ihrer lesbischen Großmutter Dolly (Susan Sarandon) - und fühlt sich als Bursche. Dies ist im liberalen New Yorker Künstlermilieu kein großes Problem - würde man als Minderjährige für die Therapie nicht die Einwilligung beider Elternteile benötigen.

Familie abseits gängiger Haushaltswerbung und das Erwachsenwerden in jedem Alter: Dies schildert Regisseurin Gaby Dellal in ihrem Drei-Generationen-Film “Alle Farben des Lebens”. Mit liebevollem Humor porträtiert sie eine Patchworkfamilie mit all ihren Schwächen und Stärken, die sich durch den Wunsch der Tochter, ein Bursch zu werden, ganz neuen Fragen stellen muss. Ab Donnerstag im Kino.

Alle Farben des Lebens: Die Handlung

Der Nukleus der Bewegung in dieser Familienkonstellation ist die 16-jährige Ramona – grandios vielschichtig zwischen Zerbrechlichkeit und jugendlicher Kraft gespielt von Nachwuchsstar Elle Fanning (“The Neon Demon”). Sie lebt schon seit einiger Zeit als Ray – mit allen Schwierigkeiten, die das auch im liberalen New Yorker Milieu mit sich bringt. Ihr Wunsch ist deshalb, eine Hormontherapie zu beginnen, die Schule zu wechseln und so neu anzufangen. Ihre größte Sehnsucht ist mithin eine erträumte “Normalität”.

Schließlich ist die eigene Transsexualität nicht der einzige Punkt in Ramonas leben, der sie von Kindesbeinen an besonders erscheinen lässt, lebt sie doch mit ihrer alleinerziehenden Mutter Maggie (Naomi Watts) bei der lesbischen Großmutter Dolly (Susan Sarandon) und deren Lebensgefährtin Frances (Linda Emond). Aber auch dieses offene, feministische Umfeld verkraftet es nicht leichthin, dass Ramona nun der Mann im Haus werden will. Und ist die 16-Jährige nicht noch zu jung für eine derart gravierende Entscheidung?

Erschwerend kommt hinzu, dass dem Schritt bei einer Minderjährigen beide Elternteile zustimmen müssen. Allerdings hat man zu Ramonas Vater Craig (Tate Donovan) seit Jahren keinen Kontakt. Und so muss sich nicht nur Tochter Ramona mit ihrer eigenen Identität auseinandersetzen, sondern auch Mutter Maggie sich ihrer Vergangenheit stellen, in der auch Craigs Bruder Matthew (Sam Trammell) eine zentrale Rolle spielte. Und dann kommt auch noch hinzu, dass Dolly und Frances die beiden Nesthocker irgendwann einmal auch wieder aus dem eigenen Haus haben wollen.

Alle Farben des Lebens: Die Kritik

So müssen alle Figuren des bunten Patchworkhaufens sich den Fragen des Loslassens und Neubeginnens, des Älterwerdens und des Sich-Emanzipierens stellen, was aber nie tränenschwer, sonder stets mit großer Leichtigkeit daherkommt. Eine der großen Stärken des Films ist sein großer Witz, der seine Figuren nie ins Lächerliche zieht, sondern liebevoll begleitet. “Wir sind altmodisch: Wir wollten nie heiraten”, konstatiert nüchtern die lesbische Oma die Wandlungen der Gesellschaft, während Tochter Maggie sich Gedanken macht, wie das Leben mit Penis wohl ist, was ihren Liebhaber etwas irritiert. Und wenn Ramona als Ray verprügelt wird, gibt es zur Not eben das gestopfte Hühnchen vom Abendessen auf das blaue Auge, wenn kein Steak vorhanden ist.

Alle Charaktere bleiben dabei jedoch authentisch, ehrlich und erhalten in diesem familiären Reigen ihre Eigenberechtigung. Dazu dient auch der erzählerische Trick, Ramona/Ray eine Doku über ihr Leben drehen zu lassen, was neben Reflexionen auch Flashbacks in die Vergangenheit ermöglicht, um den Personen eine Geschichte zu geben. Und so ist “Alle Farben des Lebens” letztlich schlicht auch ein Film über die Liebe – zwischen Menschen, die als Familie verbunden sind und sich in dieser Gruppe auch als Individuen behaupten.

(APA/Red)

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