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Alexander Pereira: Festspiel-Intendant setzt auf Wachstum und Glamour

Der rasante Wachstumskurs von Pereira hat sogar die keinesfalls wirtschaftsfeindlichen Vertreter von Stadt, Land, Bund und Tourismus skeptisch gemacht.
Der rasante Wachstumskurs von Pereira hat sogar die keinesfalls wirtschaftsfeindlichen Vertreter von Stadt, Land, Bund und Tourismus skeptisch gemacht. ©Neumayr/Archiv
Krasser hätte der Paradigmenwechsel bei den Salzburger Festspielen kaum ausfallen können. Auf den zurückhaltenden Schöngeist Markus Hinterhäuser folgt Alexander Pereira als Intendant. Und schon vor seinem ersten Festspielsommer hat sich der 64-jährige Wiener ernsthaft mit seinen Kuratoren angelegt und mit Rücktritt gedroht.

Der Streitpunkt: Pereira braucht für seine Art der Festspiele mehr Geld und mehr Zeit. Doch dieser rasante, fast sprunghafte Wachstumskurs hat sogar die keinesfalls wirtschaftsfeindlichen Vertreter von Stadt, Land, Bund und Tourismus skeptisch gemacht.

Dichte an Topstars zu hoch

Pereira hat sowohl für die Pfingstfestspiele als auch für den Sommer 2012 ein Programm vorgelegt, in dem die Dichte an Topstars der Klassik-Interpretation auch für Salzburger Verhältnisse verblüffend hoch ist. Die Starparade droht allerdings die Kunstwerke selbst in den Hintergrund zu drängen. Immerhin schrieb die “FAZ” von “vielen Erwartungen, aber auch vernehmbarer Skepsis: Wird das Festspiel wieder in einen ‘postkarajan’schen’ Kunsthochglanz mit großen Namen zurückmünden?”

Salzburger Festspiele erheblich gewachsen

Unbestritten sind die Zahlen. Quantitativ sind die Salzburger Festspiele von 2011 auf 2012 erheblich gewachsen. Das Festival inklusive Festspielball ist um immerhin zehn Tage länger und dauert jetzt mehr als sechs Wochen, das Kartenkontingent ist von 220.000 auf 260.000 erhöht worden, und das Budget ist von 52 Mio. Euro im Jahr 2011 auf 57 Mio. Euro 2012 gestiegen. Zu Pfingsten sind die Umsätze laut Pereira von 550.000 auf 1.100.000 Euro geklettert. Ebenso gewachsen ist die Zahl der Sponsoren und ihrer Beiträge, dafür soll es in Zukunft ausschließlich Neuproduktionen von Opern und keine Wiederaufnahmen mehr geben. Und für 2013 hat der Neo-Salzburger 64 Mio. Euro budgetiert und eine jährliche Umwegrentabilität von rund 40 Millionen Euro angekündigt. Das Kuratorium will trotzdem maximal 60 Mio. Euro genehmigen und verlangt “kontrolliertes Wachstum mit Augenmaß” – der Ausgang dieses Machtkampfes ist derzeit völlig ungewiss.

Pereira hat keine Angst vor Hochglanz-Parkett

Tatsächlich übernimmt mit Pereira ein Mann das Steuer, der keinerlei Scheu vor dem Hochglanz-Parkett hat. Nur so konnte er sein Vorhaben realisieren, mit namhafter Sponsoren-Unterstützung das von ihm seit 1991 geleitete Opernhaus Zürich in die “Champions League der Opernhäuser” zu führen.

Begehrtes Mitglied der High Society

Spätestens seit sich Pereira mit dem um vier Jahrzehnte jüngeren brasilianischen Model Daniela Weisser ebenso stolz wie verliebt in der Öffentlichkeit zeigt, ist er mit seiner Lebensgefährtin begehrtes Mitglied der High Society, ob am Zürcher Opernball oder auf Deutschlands berühmtester Galopprennbahn in Iffezheim. Dort feuert er lautstark etwa “Amico Fritz” an, ein Rennpferd aus dem eigenen Stall. Sein teures Hobby werde er künftig wohl etwas reduzieren müssen, sinnierte Pereira Anfang des Jahres. Die 5,4 Prozent Provision der zehn bis zwölf Millionen Franken (8,2 bis 9,8 Mio Euro), die er in Zürich jährlich von Sponsoren lockermachen und damit sein Basisgehalt ordentlich auffetten konnte, wird es in Salzburg nicht geben.

Alexander Pereira wurde am 11. Oktober 1947 als Sohn eines österreichischen Diplomaten in Wien geboren. Nach der Matura und neben einem Gesangsstudium war er zunächst für die österreichische Fremdenverkehrswerbung in London und Frankfurt, danach fast zwölf Jahre im Bereich Marketing und Verkauf des Unternehmens Olivetti in Deutschland tätig. Ab 1979 war er als Vorstandsmitglied der Frankfurter Bach-Konzerte mit Planung und Organisation von Abo-Zyklen betraut. 1984 wurde er zum Generalsekretär der Wiener Konzerthausgesellschaft berufen. Seit Beginn der Saison 1991/92 (und bis Ende dieser Spielzeit) leitet Pereira das Zürcher Opernhaus.

Nicht nur im Umgang mit Sponsoren bewies er Geschick. Seine Entscheidung, Franz Welser-Möst zum Musikchef zu machen, war ein weiterer entscheidender Faktor auf dem Weg zum Erfolg. Nach 13 Jahren kam es zum Krach, heute ist Welser-Möst Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper und nennt sich in Richtung Pereira schmunzelnd “glücklich geschieden”. Die gut ausbalancierte Mischung aus großen Namen, neuen Entdeckungen, klassischem Repertoire und vorsichtigem Mut zu Neuem überzeugte Publikum wie Kritiker. Bisher habe Pereira “eine Gemischtwarenhandlung geführt, jetzt hat er ein Delikatessengeschäft”, kommentierte Welser-Möst. Einige Highlights aus seinem bunten Angebot hat Pereira an die Salzach mitgenommen: Die Sängerin Cecilia Bartoli leitet nun die Salzburger Pfingstfestspiele, Sven-Eric Bechtolf, der in Zürich mit Welser-Möst als Dirigent viel beachtete Produktionen inszenierte, hat er als Schauspielchef berufen. (APA)

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