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Alex Stein: "Ein Wälder-Spieler gibt nie auf"

©Luggi Knobel
Die Hälfte des Grunddurchganges ist bereits vorbei, der ECB befindet sich derzeit am Tabellenende mit acht Punkten aus 15 Spielen. Wälder Coach Alex Stein stand in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort zur aktuellen Situation.

ECB: Welche Vorstellungen hattest du von der neuen Sky Alps Hockey League im Vorfeld und wie siehst du sie heute?

Stoni: Wir wussten bereits im Frühling, dass die neue Liga stärker und härter als die INL werden würde. Wir wussten nur nicht wie hart. Wir wussten, dass die Situation des Vereins einzigartig sein wird. Fünf, sechs Spieler haben es zwischenzeitlich in die EBEL geschafft und der KAC hat seine zurückgeholt um eine Mannschaft in der AHL zu installieren. Damit hat sich die Chemie im Meisterschaftsteam grundlegend verändert. Wir wussten nicht wie sich die neuen Spieler integrieren würden, die die Abgänge ersetzen sollten. Ich denke unsere Prognose, dass es nicht leicht werden würde war richtig.

ECB: Welche Platzierung in der Tabelle habt ihr zu Beginn der Saison angestrebt?

Stoni: Der achte Platz nach 30 Spielen wäre für uns eine Traumsaison gewesen, mit den ganzen Profiteams aus Italien und alten, stärker gewordenen Mannschaften. Realistisch gesehen haben wir einen Platz zwischen 8 und 12 ins Auge gefasst. Damit wären wir auf dem Kurs der letzten Saison geblieben. Aber andere Faktoren sind in der Zwischenzeit eingetroffen und deshalb sind wir dort, wo wir sind.

ECB: Was waren das für Faktoren, die du ansprichst?

Stoni: Ein Faktor könnte gewesen sein, dass wir am Tag vor Saisonstart unseren #1 Goalie verloren haben. Wir haben die Saison auch mit 15 neuen Spielern und sieben Vorbereitungen begonnen. Wir hatten also sieben Begegnungen Zeit als eine Mannschaft zusammenzufinden und lernen was es heißt, Bregenzerwald Hockey zu spielen. Danach haben in der Meisterschaft die ersten sechs Spiele mit einem Tor Unterschied verloren, was an unserem Selbstvertrauen genagt hat. Wir sind nicht in dieselbe Richtung gegangen und hatten keinen Rhythmus. Die alte Liga hätte dem Team vielleicht etwas mehr verziehen, wir hätten besser gespielt weil es leichter gewesen wäre. Alle diese Faktoren, der Aufstieg, die neuen Spieler, die Verletzung von Viktor, …. haben uns hierher gebracht. Und weißt du was? Irgendein Team muss Letzter werden und durch die ganzen Umstände sind wir es.

ECB: Wie geht es jetzt die nächsten 15 Spiele weiter?

Stoni: Nun, wir haben zwei neue Torhüter verpflichtet, um unser Goalieproblem zu lösen. Wir gehen immer noch unseren Weg weiter, weil wir einen Plan haben. Es ist derselbe wie in der letzten Saison und auch dort haben wir bis zum 6. Februar gebraucht um ihn endgültig umzusetzen. Wer glaubt, dass wir die komplette letzte Saison gewonnen haben liegt falsch, es war ein langer Prozess der bis zum 6. Februar gebraucht hat. Nur dieses Jahr haben wir nicht so viel Zeit und mein Ziel ist es gut einen Monat schneller zu sein wie letzte Saison. Für mich ist es ein langfristiger Plan, ein langer Prozess der Zeit für die Vollendung benötigt. Du sähst deine Samen im Frühling und erntest im Herbst. Es ist genau so simpel. Egal wie sehr du dich bemühst, dass dein Getreide früher raus kommt, es wird nicht passieren. Du baust nicht ein Haus an einem Tag, du brauchst erst ein starkes Fundament und wir sind derzeit noch bei diesem Fundament.

ECB: Warum sind wir aus deiner persönlichen Sicht auf dem letzten Platz?

Stoni: Die Antwort auf diese Frage ist hart weil nicht jeder gerne die Wahrheit hört. Wir leben in einer Gesellschaft in der alles leicht laufen soll und wenn Probleme auftauchen werden andere dafür verantwortlich gemacht. Wir beschuldigen Lehrer, Polizisten, Trainer, Schiedsrichter, … jeden anderen ausser uns selbst. In harten Zeiten sieht man sehr schnell aus welchen Menschen dein Team besteht. Wie reagieren sie wenn es nicht so leicht ist, wie ist ihre Körpersprache, wie trainieren sie, wie arbeiten sie? Du siehst sehr schnell wer Charakter hat und wer nicht. Wenn man so oft verliert wie wir es getan haben, ist es ganz natürlich Ausreden zu suchen und die Schiedsrichter, den Coach, die sportliche Leitung, das Wetter, den Busfahrer zu beschuldigen. Meine und Guntrams Aufgabe ist es diese Ausreden zu eliminieren, damit die Spieler die Lösung in sich selbst finden. Aber das ist nicht nur unsere Mannschaft, das ist die Gesellschaft. Wenn die Spieler begreifen, dass nur sie an der Situation etwas ändern können, lernen sie und werden besser.

ECB: Habt ihr das Ende dieser harten Phase schon vor Augen?

Stoni: Wir haben in 15 Spielen mehr gelernt als in der gesamten letzten Saison. Das Team ist durch einen schweren Wachstumsprozess gegangen in dem sie ehrlich zu sich selbst sein müssen um besser zu werden. Sie sind besser geworden! Es reicht nicht wenn wir 90% geben, um zu gewinnen müssen wir immer 100% abliefern. Leute geben auf, sie wechseln Schulen, sie wechseln Teams aber unsere junge Mannschaft arbeitet weiter an sich. Keiner gibt auf und das ist denke ich das Wichtigste. 32  Spieler gehen durch 32 verschiedene Lernprozesse und beginnen zu verstehen, dass der Erfolg nur durch uns selbst kommen kann. Das braucht Zeit und Energie und das Team hat eine wahnsinnige Leistung gebracht. Der Tag an dem jeder Spieler in den Spiegel blickt und sich die Fehler selbst eingesteht, ist der Tag an dem wir die Kurve kriegen und noch sehr weit kommen können.

ECB: Bis in die Play Offs?

Stoni: Im Januar haben wir 30 Spiele absolviert und kommen in die Zwischenrunde. Diese acht Spiele sind unsere Play Offs, unsere Prüfungen. Die Prüfungen kommen immer am Ende der Saison, nicht in der Mitte oder am Anfang. Das bedeutet nicht, dass wir es akzeptieren weiter so zu verlieren wie bisher, aber es bedeutet dass wir durch einen härteren Prozess als sonst eine Mannschaft mussten. Ich kenne den Charakter unserer Umkleide und bin überzeugt, dass wir diesen Turnaround schaffen. Hätte man mich am 5. Februar, vor dem Jesenice Spiel, gefragt wie weit wir kommen und ich hätte geantwortet das wir Feldkirch sweepen und im Finale den Titel holen, hätten mich alle ausgelacht. Alles ist möglich, warum also nicht der Play Off Einzug?

 

 

 

Nächstes Heimspiel: Samstag, den 26.11.2016 um 19:30 Uhr gegen HC Neumarkt

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