Und während sich wohl 99 Prozent aller bildenden Künstler dieses Planeten gänzlich unerkannt im öffentlichen Raum bewegen können, wird der Chinese ohne Unterlass von Passanten um Selfies und Autogramme gebeten, hat sich der in den Sozialen Medien hochaktive Künstler doch zum globalen Superstar entwickelt, der mit seinen Ausstellungen die Massen lockt. In Wien ist unter anderem seine Arbeit “Circle of Animals/Zodiac Heads” beim Belvedere zu sehen.
Die 2010 entstandenen Arbeit umfasst die Köpfe der zwölf monumentalen chinesischen Tierkreiszeichen, die um das Wasserbecken hinter dem Belvedere gruppiert sind – vom Hasen über die Ratte bis zum Drachen. Je knapp 600 Kilogramm schwer sind die Bronzeskulpturen, mit denen der Künstler an die Plünderung des kaiserlichen Sommerpalasts Yuanming Yuan nahe Peking durch französische und britische Truppen 1860 zum Ende des zweiten Opiumkrieges erinnern will. Sieben der damals entwendeten astrologischen Symbole sind über die Jahre wieder aufgetaucht, der Rest fehlt nach wie vor. Ai Weiwei hat sich deshalb an eine behutsame Neuinterpretation der historischen Vorbilder gewagt.
Somit gliedert sich die Arbeit nahtlos in die großen Themen des Künstlers ein, die sich um Migration als persönliche Erfahrung und gesellschaftlicher Brennpunkt sowie um die Begegnung verschiedener Kulturen drehen. Dies verdeutlicht noch stärker eine zweite, schwimmende Skulptur, die das Ausstellungskapitel beim Belvedere ergänzt. “F Lotus” wirkt auf den ersten Blick wie eine dekorative Orchidee im Teich. Sollte der Besucher jedoch die Gelegenheit haben, sich in die Lüfte zu erheben, erkennt er ein kalligrafisches F, das aus 1.005 Schwimmwesten besteht – ein klarer Verweis auf die aktuelle Flüchtlingssituation. Hinzu kommt “Lu”, eine drachenähnliche, fliegende Skulptur im Treppenhaus des Barockpalais.
Das Herzstück der von Alfred Weidinger kuratierten Personale “Translocation – Transformation”, die von einem eigenen Blog flankiert wird, findet sich allerdings im benachbarten 21er Haus. Hier hat Ai Weiwei den Ahnentempel einer Händlerfamilie aus der Ming-Dynastie aufbauen lassen. Die aus 1.300 Einzelstücken zusammengesetzte, 14 Meter hohe Holzkonstruktion wurde in der zentralen Ausstellungshalle des Baus errichtet und dafür eigens aus China herbeigeschafft. Diese Arbeit will der Künstler am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentieren.
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