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Ärzte weisen Schuld für Gangbetten von sich

Grippewelle setzte früher als sonst ein
Grippewelle setzte früher als sonst ein ©APA (dpa/Symbolbild)
Die Ärzte weisen die Schuld für die Unterbringung von Patienten auf Spitalsgängen von sich. Der Obmann der Spitalsärzte und Ärztekammer-Vizepräsident Harald Mayer machte am Mittwoch ein "Organisationsversagen" der Spitalsträger dafür verantwortlich. Dass zu viele Mediziner auf Urlaub waren, will er sich nicht vorwerfen lassen.

“Die Ärzteschaft ist sicher nicht schuld. Wir schließen keine Betten, wir schaffen keine Betten”, sagte Mayer zu der über die Weihnachtsfeiertage gestiegenen Zahl an Gangbetten. Mayer verwies darauf, dass die Grippewelle heuer drei Wochen früher als sonst eingesetzt habe. Die Spitalsträger hätten darauf “vielleicht ein bisschen unglücklich reagiert”. Sie hätten Schritte einleiten müssen, welche wollte der Ärztekammer-Vizepräsident aber nicht empfehlen. Seiner Ansicht nach hätte man “von oben” steuern müssen. Andererseits wäre es aber immer noch besser, Grippepatienten in einer Internen Abteilung am Gang unterzubringen als sie irgendwo anders weniger effizient zu behandeln.

Ausreichend Mediziner vor Ort

Der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte gestand zwar zu, dass Spitalsärzte so wie andere Menschen zu dieser Zeit auf Urlaub waren. Dass gleichzeitig aber zu viele Mediziner in den Ferien waren, stellte er in Abrede.

Mayer wandte sich zugleich erneut gegen Einsparungen im Gesundheitssystem und warnte vor einer “Zwei-Klassen-Medizin”, die “mit Windeseile” angesteuert werde. Er forderte die Politik auf zu sagen, was ihr ihre Wähler wert sind. Die Politik solle für die medizinische Versorgung Geld in die Hand nehmen oder die andernfalls notwendigen Leistungseinschränkungen erklären. “Die Ärzte wollen nicht die Mangelverwalter sein und den Patienten die schlechten Botschaften überbringen, für die sie nichts können.”

Mayer: “Steuern auf Zwei-Klassen-Medizin zu”

Zu der beschlossenen Senkung der Ausgabensteigerung von 3,6 auf 3,2 Prozent pro Jahr erklärte Mayer, notwendig wären fünf bis sechs Prozent, um die Qualität zu halten – “oder es gibt nicht mehr Alles für Alle.” Der Ärztekammer-Vize betonte, dass es in einer Zwei-Klassen-Medizin den Patienten schlechter gehe, den Ärzte aber besser, wie man in Großbritannien sehe, wo die Einkommen der Ärzte deutlich höher seien.

Mayer bekräftigte auch die Ärztekammer-Forderung, dass die Patienten durch ihren Haus- oder Vertrauensarzt durch das Gesundheitswesen geführt werden sollen, damit das System finanzierbar bleibt. Dass man dann nicht mehr ohne Überweisung in eine Spitalsambulanz gehen könne, wäre “eine Möglichkeit”.

Arbeitsbedingungen verbessern

Neuerlich forderte der Spitalsärzte-Vertreter auch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, auch damit junge Ärzte nicht ins Ausland abwandern und ältere Mediziner länger im Beruf bleiben. Die IT biete derzeit für die Ärzte eher eine Belastung und keine Entlastung, auch weil verschiedene System in Verwendung seien und Daten deshalb mehrfach eingegeben werden müssten. Mayer befürchtet, dass auch die Elektronische Gesundheitsakte (ELGA), die derzeit in den Spitälern implementiert wird, keine Verbesserung bringen wird. Derzeit gebe es noch keine Probleme, weil noch kaum Daten im System sind. Wenn die Datenqualität aber nicht verbessert wird, könnte es in zwei Jahren zu Problemen kommen, warnte Mayer.

(APA)

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