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Acht Poeten überzeugten 250 Slam-Gäste

Veranstalter Lukas Wagner, acht Poeten, ein DJ und 250 Gäste sorgten für einen unvergesslichen Abend in Götzis.
Veranstalter Lukas Wagner, acht Poeten, ein DJ und 250 Gäste sorgten für einen unvergesslichen Abend in Götzis. ©Emir T. Uysal
„Slam am Bach“-Premiere begeisterte auf der Kulturbühne.
Premiere für Slam am Bach in Götzis

Götzis. (etu) Wo Literatur zu knistern beginnt, dort fühlt sich „Slam“ zu Hause! Und genau dieses Knistern war vergangenes Wochenende bei der Premiere des „Slam am Bach“ deutlich zu spüren. 250 Poesiebegeisterte waren gekommen, um die acht Poeten live zu erleben. Organisiert wurde das Event von Lukas Wagner (23), der mit seinem Slamlabor junge Dichter und Sprachkünstler auf ihrem rhetorischen Erfolgsweg begleitet. Bei der Veranstaltung auf der Kulturbühne Ambach wurden fünf Juroren zufällig aus dem Publikum gewählt. Um Poetry-Slam-Neulinge einzustimmen, tritt zu Beginn immer ein „Opferlamm“ auf, dessen Punktezahl (1–10) Richtwert für kommende Poeten ist.

Emotionale Achterbahn
Das Opferlamm im Vereinshaussaal war DJ Felix Kaden, der direkt von seinem Mischpult ins Rampenlicht trat. „Der frühe Vogel – stirbt an Burnout“ hieß es in seinem Text, dieser zeigte gleich zu Beginn, dass die Gäste ein hochkarätiges Line-up erwartet.

Ivica Mijajlovic ging dem rechtspopulistischen „Übel“ auf den Grund: Im „Black-Net“ suchte er sich einen Auftragskiller, den er mit Crowdfunding finanzierte. Maurrice Massaris Text handelte von der Misshandlung der deutschen Sprache. „Es heißt ich – nicht ‚isch‘. Die ganzen Gangsterrapper schänden das Pronomen.“ Außerdem säßen sie alle in einem neuen BMW und würden sich darüber beschweren, dass es ihnen schlecht gehe. „Jay Man“ hatte eine tierische Liebesgeschichte auf Lager und sorgte für animalische Wortspiele. Für Andrea Zuther aus Nürnberg war es der erste Slam in Österreich. Ihre tiefgründige Geschichte über ihre Oma in Bezug auf die Flüchtlingsthematik regte zum Nachdenken an. Helene Ziegler aus dem Pinzgau brachte etwas Heimat mit: „Hoiti, ja dann häriti“ (Hab ich dich, ja dann hätt’ ich dich) erzählt von einer sehnsüchtigen Liebe, die in weiter Ferne scheint. Florian Niedersehers gelber Ballon war eine Metapher fürs Leben – manchmal müsse man die Kontrolle verlieren, um über sich hinauszuwachsen. Tränen in vielen Äuglein: Jens Hoffmanns letzte Worte, verfasst in einem Brief an seine Frau. „PS: Ich liebe dich“ erzählt von Verlust, Glück und Wertschätzung auf intensivste Art. Stella Reiss musste nun die Stimmung wieder kippen – mit Erfolg. Männer, Frauen und das „Bla-bla“ dazwischen. Sie sei schon länger Single und habe nun eine App getestet. „Dieser Lukas schien zunächst ganz nett und irgendwann hat er mich ge’dick pic’t’, sprich online angepimmelt!“ Das Publikum lachte. Der Organisator nach ihrem Auftritt: „Also ich war das nicht! Naja, online hieß sie nicht Stella…“, scherzte er weiter.

Slam – in Stein gemeißelt
In einem spannenden Finale zwischen Massari, Zuther, Reiss und Hoffmann wurde Lyrik vom Feinsten geboten. Letztlich schaffte es MO (Maurice Massari) bereits das zweite Mal in diesem Jahr, das Vorarlberger Publikum zu überzeugen. In philosophischer und doch sehr brachialer und fast obszöner Art und Weise ergründete er ein bipolares Individuum. Gerade stimmlich überzeugte dieser Auftritt des Passauer Künstlers. Er durfte den ersten Platz bei der „Slam am Bach“-Premiere in Form eines gravierten Steins mit nach Hause nehmen.

 

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