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Abschied von den Eisenmännern naht

„Horizon Field“ ist auch einzigartig, weil sich einige von der Kunst nicht trennen wollen.
„Horizon Field“ ist auch einzigartig, weil sich einige von der Kunst nicht trennen wollen. ©KUB/Tretter
Lech - „Horizon Field“ des britischen Künstlers Antony Gormley, das sind 100 mannshohe Eisenskulpturen, die seit Sommer 2010 das Arlberggebiet bevölkern und im April dieses Jahres wieder wegziehen werden.
Kunstinstallation Horizon Field

„Die Resonanz ist großartig“, schwärmt Ludwig Muxel. Dem Bürgermeister von Lech wäre es am liebsten, wenn die 100 Eisenmänner des britischen Künstlers Antony Gormley die Arlbergregion gar nicht mehr verlassen würden. „Die Bevölkerung hat die Installation durchaus gut angenommen und wir hatten jede Menge Besucher bzw. Kulturtouristen aus aller Welt in der Region, die schlichtweg begeistert waren“, bekräftigt er sein Argument für den Verbleib der Installation. „Horizon Field“, grundsätzlich schon ein einzigartiges Projekt, das sich vom Arlberg über das Klostertal bis in den Bregenzerwald erstreckt, ist somit auch in einer weiteren Hinsicht außergewöhnlich. Während man – wie bei zeitgenössischer Kunst an der Tagesordnung – immer wieder skeptische oder auch ablehnende Bemerkungen wahrnimmt, wollen sich eine Reihe von Personen von diesem Werk gar nicht trennen. Dass die Attraktivität eines Werks, das von Anfang an als temporäre – also zeitlich begrenzte – Aktion angelegt war, ausdünnt, wenn sie eine dauerhafte wird, davon ist nicht nur Yilmaz Dziewior, Direktor des Kunsthauses Bregenz, überzeugt, das „Horizon Field“ gemeinsam mit dem Land Vorarlberg und den Standortgemeinden realisierte. Ein „Das Ende naht“-Signal kam nun erneut vom Künstler Antony Gormley selbst, der die Einpflanzung der mannshohen bzw. seinen Körpermaßen entsprechenden Eisenmänner in der alpinen Region getreu eines durchdachten Konzeptes anlegte. Mit Anfang und Ende. Die 100 Besucher, die als stumme Figuren Alpenbewohner, Forstarbeiter, Wanderer und Skitouristen an die Verletzlichkeit der Welt und den sorgsamen Umgang mit den Ressourcen mahnen, werden in wenigen Wochen wieder abziehen.

Tausende Fotos

Was bleibt, sind Tausende von zum Teil wunderbaren Fotoaufnahmen, Filme, ein Katalogbuch, das das Kunsthaus herausbrachte, und die Erinnerung an die größte Landschaftsinstallation, die es in Österreich jemals gab. Bevor die Figuren im Sommer 2010 alle exakt auf einer Meereshöhe von 2039 Metern platziert werden konnten, musste eine Reihe von Genehmigungsverfahren durchgezogen werden. Bei den letztlich kooperativen Grundstücksbesitzern und Naturschützern will es sich Yilmaz Dziewior nicht verscherzen. Das Kunsthaus plant für die nächsten Jahre weitere Open-Air-Projekte. So wie mit der Signatur von Gottfried Bechtold auf der Silvretta-Staumauer will die Institution mit Standort in Bregenz wieder einmal Zeichen in einer anderen Region setzen. Dziewior: „Sie müssen sich die Gormley-Figuren wie eine Akupunktur der Erde vorstellen, von der der Künstler ja auch spricht. Wir sind ungemein erfreut über die positive Wirkung, sie wird nicht stärker, wenn wir vom ursprünglichen Konzept abweichen und die Nadeln länger im Boden belassen.“ Dass einige Figuren in Vorarlberg verbleiben – auf Lecher Gemeindegrund befinden sich etwa 60 – erachtet Dziewior ebenfalls als Abkehr von der Idee. Er schlägt den zu besonderen Kunstfreunden gewordenen Vorarlbergern vor, eine ähnliche Skulptur von Gormley zu erwerben und zur Erinnerung an „Horizon Field“ in Lech einzugemeinden.

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