Wie Häupl ausführte, handle es sich um ein Zentrum des interreligiösen und des politischen sowie gesellschaftlichen Dialogs. Derzeit werde der Aufgabe aber nicht nachgekommen, kritisierte er.
Häupl: “Dialog wird behindert”
“Man kann nicht mit Sätzen wie ‘Es wird ohnehin nicht jeden Freitag in Saudi Arabien enthauptet’ oder mit Stillschweigen gegenüber eklatanten Menschenrechtsverletzungen, wie das die Auspeitschung ist, den Dialog fördern. Das behindert den Dialog”, befand Häupl.
Er verstehe darum den Druck, den Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) mache. Denn die Arbeit des Zentrums könne durchaus neu gestaltet werden, zeigte er sich überzeugt.
“Wien hat keine Kompetenz – Allah sei dank”
“Ein gut funktionierendes Dialogzentrum würde mir abgehen. So wie es sich derzeit darstellt, eher nicht”, sagte Häupl, der klarstellte, dass Wien in diesem Zusammenhang jedoch keine Kompetenz habe – “Allah sei dank”, wie der Bürgermeister hinzufügte.
Fischer spricht mit Ostermayer und Kurz
Indessen meldete sich Heinz Fischer zu dem Thema zu Wort: Aus dem von der ÖVP gewünschten “klärenden Gespräch” der Regierungsspitze beim Bundespräsidenten zum Thema Abdullah-Zentrum wird vorerst nichts. Vielmehr habe Heinz Fischer die Minister Josef Ostermayer (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) “zu getrennten Gesprächen eingeladen”, hieß es am Dienstag aus seinem Büro.
Diese seien schließlich für Religion (Ostermayer) bzw. Außenbeziehungen (Kurz) zuständig, wurde betont. Der Bundespräsident wolle mit ihnen “die Situation in Ruhe analysieren”. Die Gespräche haben noch nicht stattgefunden. Ein gemeinsames Treffen mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) sei derzeit nicht geplant.
Ostermayer kritisiert das Beharren auf Schweigen
Kultusminister Josef Ostermayer (SPÖ) hat am Dienstag Aussagen aus dem Wiener Abdullah-Zentrums (KAICIID) kritisiert. “Das Beharren auf Schweigen ist das Gegenteil von Dialog”, meinte er per Aussendung und verwies auf die drohende weitere Auspeitschung des Bloggers Raif Badawi in Saudi Arabien. Die buddhistische Religionsgesellschaft betonte, in dem Zentrum keine offizielle Position zu bekleiden.
Das Abdullah-Zentrum hatte am Dienstag erklärt, dass man das Ultimatum von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), sich klar von Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien zu distanzieren, ignorieren werde. Für Ostermayer kann man nicht klarer als mit diesem Schweigen demonstrieren, “dass man der Aufgabe, für Religionsfreiheit und für die Gleichberechtigung der Religionen einzutreten, nicht mit Nachdruck und aller notwendigen Klarheit nachkommt”.
ÖBR zum Abdullah-Zentrum
Bei der buddhistischen Religionsgesellschaft (ÖBR) wurde betont, dass die im Direktorium des Zentrums vertretene buddhistische Nonne nicht von der ÖBR entsandt wurde und daher auch kein Mandat der Religionsgesellschaft habe. Man stehe für einen offenen und ehrlichen Dialog. “Diese Dialogbereitschaft bedeutet aber keinesfalls die Akzeptanz von Menschenrechtsverletzungen oder Unterdrückung anderer Weltanschauungen”, hieß es.
(apa/red)
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