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A Beautiful Day - Trailer und Kritik zum Film

Joaquin Phoenix wurde für seine Rolle in "A Beautiful Day" in Cannes als bester Schauspieler geehrt. Er spielt in dem Drama einen schwermütigen Auftragskiller mit posttraumatischer Belastungsstörung, der junge Mädchen vor dem Sexhandel rettet. Lynne Ramsay führte bei dem eindringlichen Film Regie.

Joaquin Phoenix spielt Joe, den wir kennenlernen, während er ein schäbiges Hotelzimmer säubert und Blut wegwischt. Das Mädchen, dessen Bild kurz zu sehen ist, könnte sein letztes Opfer gewesen sein, aber wir merken schnell, dass er nicht der Mörder in diesem Szenario ist, sondern der Retter. Wenn Joe sich nicht liebevoll um seine kranke Mutter (Judith Roberts) kümmert, befreit er, bewaffnet mit nicht mehr als einem Hammer, junge Mädchen aus der Zwangsprostitution. Als ihn ein New Yorker Politiker anheuert, seine Tochter (Ekaterina Samsonov) aus einem Edelbordell in Manhattan zu retten, stolpert Joe in ein Netz von Kinderprostitution, das sich bis hin zur hohen Politik erstreckt.

A Beautiful Day – Die Handlung

Die Erzählung von “A Beautiful Day” hat Vergleiche mit Martin Scorseses “Taxi Driver” nach sich gezogen, doch nur oberflächlich betrachtet ist das der Fall. Die dünne Handlung, die Ramsay von einem Buch des US-Autors Jonathan Ames adaptiert hat (sie erhielt die Goldene Palme für ihr Drehbuch), ist nämlich völlig nebensächlich. “A Beautiful Day” ist das brutale, fragmentarische Psychogramm eines traumatisierten Mannes. Es geht weniger darum, was Joe tut als darum, wie es sich anfühlt, in seinem schmerzlichen Gemütszustand zu stecken. Unser erster Blick auf sein Gesicht geht durch ein Plastiksackerl mit dem er versucht, sich selbst zu ersticken – ein Hobby von ihm.

Als Joe ist Joaquin Phoenix, der für diese Rolle wieder einmal die dunkelsten Seiten seiner Seele anzuzapfen scheint, eine bullige, grüblerische Gestalt mit bedrohlichen Augen und einem biblischen Bart. Abscheuliche Rückblenden und Narben auf seinem Körper deuten darauf hin, dass er im Krieg war und als Kind einen brutalen Vater überlebt hat.

A Beautiful Day – Die Kritik

Irgendwo in all dem steckt ein Film über verletzte Menschen, die dazu verdammt sind, ein brutales Leben zu führen, weil sie von klein auf nichts anderes kennen; darüber wie Gewalt mehr Gewalt verursacht, ein wiederkehrendes Thema im Werk der schottischen Regisseurin. Aber während Ramsays ältere Filme und insbesondere das einzigartige Familiendrama “We Need to Talk About Kevin” eine enorme Reaktion provozierte, fühlt sich ihr vierter Film “A Beautiful Day” so apathisch wie sein Antiheld an. Phoenix macht seine Sache großartig, aber die Charaktere in seiner Umlaufbahn, einschließlich des Mädchens, das er rettet, sind nicht viel mehr als Planeten, die um ihn wie die glühende Sonne kreisen.

Es gibt oft Momente, in denen man keine Ahnung hat was geschieht, aber es gibt auch einen wunderbaren Moment von schwarzem Humor, wenn zwei Killer nach einem Kampf nebeneinander auf dem Boden liegen. Der eine stirbt, während eine Popschnulze im Radio spielt, und die beiden Männer singen leise mit, während sie Händchen halten. In einer anderen außergewöhnlichen Szene schwebt Joe im Wasser eines Sees in Anzug und Krawatte mit Steinen in den Taschen.

Filmisch ist “A Beautiful Day” beeindruckend, und der Soundtrack von Jonny Greenwood ist bewusst nervtötend und genial, steht aber im Dienst einer Geschichte, die schon unzählige Male erzählt wurde. Im Grunde ist es eine anspruchsvolle Arthausversion von “96 Hours”. Es gibt nicht wirklich Trost, und diese Ambivalenz ist zugleich die große Stärke und die große Schwäche des Films, weil es im Guten wie im Schlechten eine Grundstimmung von Paranoia bewirkt. Der deutsche Verleihtitel “A Beautiful Day”, ein schöner Tag, bleibt ein leeres Versprechen. Das Leben ist ein barbarisches Durcheinander, scheint der Film zu sagen, und wir alle sind beliebige Gestalten in einer entmutigenden Welt.

>>Alle Filmstartzeiten zu “A Beautiful Day”

APA/Red.

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