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88 Millionen Euro für Arzneien

Kasse zahlt 88 Millionen allein für Medikamente
Kasse zahlt 88 Millionen allein für Medikamente ©Bilderbox
Bregenz - In Vorarlberg werden zwar weniger, aber mehr teure Arznei­mittel verschrieben.

Dornbirn. Die gute Nachricht zuerst: Beim Medikamentenverbrauch kommen die Vorarlberger die Sozialversicherungen am günstigsten. Der Aufwand für Pillen, Tropfen, Salben und anderes liegt pro Kopf bei rund 240 Euro jährlich. Zum Vergleich: Im Bundesdurchschnitt beträgt er 290 Euro. Die weniger gute Botschaft: Die Kosten steigen trotzdem, was vor allem da­ran liegt, dass teurere Medikamente verschrieben werden. Um 2,9 Prozent mehr musste 2010 dafür ausgegeben werden, was in Summe fast 88 Millionen Euro ausmachte. Für heuer wird mit einer Zunahme von 3,9 Prozent kalkuliert.

Kritik am Ausgleichsfonds

Der Obmann der Gebietskrankenkasse, Manfred Brunner, ist dennoch zufrieden. Immerhin gab es schon Jahre, in denen der Medikamentenbereich mit plus 8 Prozent geradezu explodiert war. Das könnte bald wieder der Fall sein, denn in Vorarlberg schlägt die demografische Entwicklung härter durch als im übrigen Österreich. Will heißen, die Bevölkerung altert schneller. „Als Erstes wirkt sich das bei den Medikamenten aus“, erwartet auch Brunner „einen deutlichen Anstieg“. Nicht zuletzt deshalb verlangt er seit Längerem eine Änderung bei dem mit 280 Millionen Euro dotierten Ausgleichsfonds. Derzeit werde er hauptsächlich zur Schuldentilgung maroder Kassen verwendet. „Wir wollen, dass strukturelle Nachteile, wie sie etwa aus der höheren Lebenserwartung resultieren, abgegolten werden“, sagt der GKK-Obmann. Die Verhandlungen laufen. Im März muss ein Ergebnis vorliegen.

Behandlungsökonomie

Zurück zu den Medikamenten, die nach den Spitälern und ärztlichen sowie gleichgestellten Hilfeleistungen der größte Brocken im GKK-Budget sind. 2010 kam es bei den Ausgaben zu einer nur geringen Steigerung von 0,8 Prozent. Die Gründe: Es erfolgte eine Preisanpassung und Maßnahmen zur Behandlungsökonomie wurden eingeführt. So etwa das Öko-Tool, das jeder Arzt verpflichtend anzuwenden hat. Dieses Tool zeigt, welche wirkstoffgleichen, aber günstigeren Medikamente noch zur Verfügung stehen. Diesbezüglich spricht Manfred Brunner den Ärzten „ein Kompliment“ aus: „Sie tragen die Strategie der Kasse, die langfristige Finanzierbarkeit des Systems sicherzustellen, mit.“
Viel Geld für Krebsmittel

Auch der Anteil der sogenannten Generika am Medikamentenaufkommen steigt, weil die Akzeptanz vonseiten der Patienten zunimmt. Sechs Prozent mehr von 2009 auf 2010 wirken dämpfend auf die Kostenspirale. Insgesamt werden, so Brunner, in Vorarlberg zwar weniger, dafür jedoch teurere Medikamente verschrieben. Was sich vor allem bei den Ausgaben für Krebsmittel bemerkbar macht. Die schlugen 2010 mit plus 13 Prozent zu Buche. Unter dem Strich verzeichnet die VGKK bei den Arzneimitteln aber immer noch den niedrigsten Aufwand aller Kassen. „Wenn von mehreren preisgleichen Medikamenten das geeignetste und kostengünstigste genommen wird, lässt sich also schon etwas bewegen“, resümiert Manfred Brunner positiv – trotz wieder schlechterer Aussichten. Dass die GKK im letzten Jahr „nur“ ausgeglichen bilanzierte, während andere Kassen einen Überschuss erzielten, hat indes andere Gründe. „Zum einen haben wir Rücklagen für den Unterstützungsfonds gebildet, zum anderen belastet uns die deutlich stärkere Alterung der Bevölkerung bereits jetzt“, erklärt Brunner. So liegt etwa die Zahl der über 60-Jährigen um das Doppelte höher als im Bundesdurchschnitt. Ansonsten will man seine Finanzen auch künftig „selbst in Ordnung halten“ und nicht, wie andere Kassen, auf Zuschüsse vom Bund angewiesen sein.

Fakten

» 473 Millionen Euro beträgt das Budgetvolumen der GKK
» 132 Millionen Euro davon gehen an die Spitäler
» 127 Millionen Euro fließen in ärztliche und gleichgestellte Hilfen
» 88 Millionen Euro verschlingen die Medikamente
» 457 Millionen Euro machen die gesamten Versicherungsleistungen aus

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