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Bergsturz in der Schweiz: Ehepaar aus Österreich vermisst

Nach dem gewaltigen Felsabbruch in der Schweiz wurden am Donnerstagabend nach wie vor acht Menschen vermisst, darunter Deutsche und ein österreichisches Ehepaar.
Bergsturz in der Schweiz

Eine zweite Wanderergruppe, die auch in dem Tal in Graubünden vermutet und vermisst gemeldet worden war, tauchte inzwischen unversehrt in Italien auf, wie eine Sprecherin der Polizei im Kanton Graubünden bestätigte.

Der Bergsturz ereignete sich am Mittwoch nahe der schweizerisch-italienischen Grenze im Bondasca-Tal. Riesige Geröll- und Schlammmassen wälzten sich ins Tal. Wie erst 24 Stunden später bekannt wurde, hielten sich in dem Gebiet acht Wanderer auf, zu denen weder Polizei noch Angehörige Kontakt herstellen konnten. Die Suche nach ihnen gehe auch in der Nacht weiter, sagte die Sprecherin. Hubschrauber seien mit Wärmekameras im Einsatz.

Noch in der Nacht sei das Gelände um den Piz Cengalo mit Helikopter abgesucht worden – ohne Ergebnis. Am Donnerstag wurde eruiert, wo man mit der terrestrischen Suche beginnen könne, so Mittner. Diese wurde dann auch mit Hunden durchgeführt. “Bis jetzt wurde aber keine Person gefunden”, berichtete der Einsatzleiter.

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Zusätzlich zu den acht Personen wurden weitere fünf bis sechs Menschen vermisst, die laut Chiarella Piano, Sprecherin der Kapo Graubünden, am Nachmittag in Italien gefunden wurden. Diese Gruppe sei der Polizei um 13.30 Uhr als vermisst gemeldet worden.

Suche auch mit Hunden

Die Polizei hat eine Spezialeinheit gebildet, die intensiv mit den Angehörigen zusammenarbeitet, berichtete Einsatzleiter Andrea Mittner bei der Pressekonferenz im Tal rund 35 Kilometer südwestlich von St. Moritz. 121 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz und Gemeindepersonal suchte nach den Vermissten. Die Schuttkegel seien oft meterhoch.

32 Personen waren noch am Mittwoch aus dem Tal evakuiert worden. Zehn Personen warteten am Donnerstag in einer Hütte auf ihren Abtransport per Hubschrauber. Für sie bestand keine Gefahr, bekräftigte Mittner. Das betroffene Dorf Bondo bleibt zumindest bis morgen 10.00 Uhr geschlossen.

Raphaela Stefandl (ORF) aus der Schweiz

Wie die Behörde bekannt gab, konnten die acht Vermissten bisher “nicht erreicht” werden. Die meisten von ihnen hatten zum Zeitpunkt des Unglücks vermutlich eine Wanderung unternommen.

Gesteinsmassen ins Tal gedonnert

Am 3.369 Meter hohen Piz Cengalo hinter dem Bergdorf Bondo hatten sich am Mittwoch Gesteinsmassen gelöst und waren ins Tal gedonnert. Dabei waren nach Schätzungen bis zu vier Millionen Kubikmeter Geschiebe mit Schlamm mit größeren Gesteinsbrocken nachgerutscht. Die graue Masse schob sich direkt an dem Ort vorbei.

Verletzt wurde in Bondo niemand, weil ein Alarmsystem rechtzeitig vor dem Murenabgang gewarnt hatte. Zwölf Objekte (Ställe und Almhütten) wurden zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen.

Aus der Val Bondasca wurden einige Personen mit Helikoptern aus dem Gefahrengebiet ausgeflogen. Die Suche nach Vermissten war aufgrund neuer Erkenntnisse in der Nacht auf Donnerstag intensiviert worden.

Die Einwohner des 200-Seelen-Ortes dürfen bis auf weiteres nicht in ihre Häuser zurückkehren. Experten schlossen weitere kleinere Felsstürze im Seitental Val Bondasca nicht aus. Die Hauptstraße durch das Tal blieb vorerst gesperrt. Die Fahrbahn war sowohl unterspült als auch überspült worden, ist beschädigt und stellenweise verschüttet.

Bergsturzgefahr seit langem bekannt

Die Bergsturzgefahr am Piz Cengalo ist seit langem bekannt. Das Gebiet wird seit Jahren vom kantonalen Amt für Wald- und Naturgefahren überwacht. Bei einer Messung Ende Juli hatten Geologen laut einem Medienbericht massiv erhöhte Felsbewegungen festgestellt. Vergangene Woche war dann offenbar ein Betretungsverbot für “Maiensässe” – eine Sonderform der Alm – im gefährdeten Gebiet ausgesprochen worden.

Bondo liegt an der Grenze zu Italien, rund 35 Kilometer südwestlich von St. Moritz. Das Val Bondesca ist ein nach einem es durchfließenden Fluss benanntes Tal. Wanderungen versprechen spektakuläre Ausblicke.

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