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38 Prozent für hypothetische "Liste Kurz" in Deutschland

Eine hypothetische "Liste Kurz" könnte bei Bundestagswahlen in Deutschland 38 Prozent der Stimmen erreichen.

Dies ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts INSA (Insa) für das Nachrichtenmagazin “Focus”. Kurz kommt vor allem bei Wählern der rechtspopulistischen “Alternative für Deutschland” (AfD) gut an. 81 Prozent der AfD-Wähler bejahten die Frage, ob sie die Liste Kurz wählen würden.

Es handelt sich um eine Online-Umfrage unter 1.062 Befragten. Ihnen wurde folgende Entscheidungsfrage gestellt: “Wenn Sebastian Kurz in Deutschland als Kanzlerkandidat antreten würde, würden Sie dann die Partei, für die er antritt, wählen?” Von 869 Befragten, die sich in der Sonntagsfrage als aktive Wähler deklarierten, bejahten 326 diese Frage, wie INSA-Chef Hermann Binkert der APA am Freitag auf Anfrage mitteilte.

Kurz spricht auch deutsche Grün-Wähler an

Bei den Wählern seiner deutschen Schwesterparteien CDU/CSU steht der österreichische Kanzler nicht besonders hoch im Kurs. Lediglich 29 Prozent der Union-Wähler würden für die Liste Kurz votieren, die damit bei den FDP-Wählern (35 Prozent) besser ankommt. Bemerkenswert ist, dass der in Deutschland vor allem durch Talkshow-Auftritte bekannte ÖVP-Chef auch 22 Prozent der SPD-Wähler und 13 Prozent der deutschen Grünen-Wähler anspricht.

“Eine ‘Liste Kurz’ würde in Deutschland 5,5 Prozentpunkte mehr auf sich vereinigen als CDU und CSU”, schrieb “Focus”. Laut Binkert stoße die Union auf Zustimmung bei 278 Befragten. Dies ergab die Frage “Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären, wie würden Sie wählen?”. Bei der Sonntagsfrage stand eine Liste Kurz nicht als Antwortmöglichkeit zur Verfügung.

Zweifel an Seriosität der Umfrage

“Wenn das stimmen würde, dass Deutsche eher Kurz als Merkel wählen würden, wäre das eine Top Nachricht”, sagt ein deutscher Journalist gegenüber der APA. Sein Medium zweifelt allerdings an der Seriosität der Umfrage. Die Zahlen bilden die Schlussfolgerungen nicht ab, meinte eine Redakteurin, die die Ergebnisse geprüft hat. Internationale Nachrichtenagenturen übernahmen die Umfrage nicht.

Binkert dagegen versichert, dass die Schlussfolgerungen durchaus gerechtfertigt seien. Dass es weniger mediales Echo gibt, wundert ihn nicht. Das seien eben Ergebnisse, “die man so nicht hören will”, sagte der Chef des Umfrageinstituts. Laut der deutschen Wochenzeitung “Die Zeit” war Binkert vor seiner Tätigkeit in dem Erfurter Institut CDU-Politiker in Thüringen. Er gilt manchen mittlerweile als AFD-nah, schrieb die Tageszeitung “Die Welt” – “wohl vor allem weil INSA die AfD-Trends bei vergangenen Landtagswahlen deutlicher beschrieb als andere Institute”.

“Methodisch völlig unsauber”

Nach Ansicht des Meinungsforschers Wolfgang Bachmayer ist die Umfrage “methodisch völlig unsauber” durchgeführt worden. Bei Sonntagsfragen müssten auch andere Parteien abgefragt werden, sagte der OGM-Chef am Samstag der APA. Das Ergebnis sei dennoch “im Bereich des Vorstellbaren”.

Bachmayer kritisierte die Umfrage mit ihrer “an den Haaren herbeigezogenen” Fragestellung als “ziemlich theoretische Spielerei” und schloss eine politische Motivation nicht aus. “Die Umfrage dient nur als Vehikel, dass das Ganze von einer persönlichen Meinung zu einer demoskopisch verbrieften Meinung der Gesamtbevölkerung wird”, so der OGM-Chef, der angab, das deutsche Institut nicht zu kennen.

Dennoch zeige die Umfrage “etwas auf, was denkbar ist”. Es können nämlich in Deutschland “ähnliche Effekte ins Rollen kommen” wie nach dem ÖVP-Obmannwechsel zu Sebastian Kurz in Österreich. Eine Liste “mit einem deutschen Sebastian Kurz” könnte somit “ein sehr gutes Ergebnis erreichen, das deutlich über 30 Prozent liegen müsste”, sagte der OGM-Chef. Sie würde nämlich nicht nur die “breite Mitte” ansprechen, sondern auch Wähler “links und rechts der Mitte und vielleicht etwas rechts davon”, sagte Bachmayer mit Blick auf die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD).

(APA)

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