Der Zeitpunkt war gut gewählt, sagt Politologe Peter Filzmaier. „Nach dem Lehrbuch der politischen Kommunikation wäre theoretisch ein Wechsel noch früher besser gewesen. Da der letzte ÖVP-Wahlkampf so extrem auf Herbert Sausgruber zugeschnitten war, ging es aber so oder so nicht eher. Zu bald nach der Regierungsbildung zu übergeben, das hätte man den Wählern nicht erklären können.“
„Emanzipation kostet Zeit“
Was kommt auf den zukünftigen Landeshauptmann Wallner zu? „Die Emanzipation von einem Übervater wie Sausgruber kostet Zeit.“ Wichtig sei für ihn nun, ein eigenständiges Image aufzubauen, ist Filzmaier überzeugt. Mit eigenen Stärken und Schwächen. „Es wäre ein Kardinalfehler, als ‚Sausgruber light‘ zu agieren. Ein Landeshauptmann darf Ecken und Kanten haben, es verlangt aber eine Führungspersönlichkeit.“ Von den Parteiinhalten gesehen sei ein völliger Umbruch allerdings nicht ratsam: „Wallners Chance ist: Er kann eine vorsichtige Abkehr vom Traditionellen wagen. Bei Wallner wirkt das authentisch. Aber er muss den Spagat schaffen.“ Eine gemäßigte Modernisierung also, nicht eine komplette Umkehr in den Themen. „Wallner hat das Potenzial, auch die jüngere Zielgruppe und den städtischen Bereich anzusprechen, wo Sausgruber limitiert war.“ Sausgruber habe die Latte sehr hoch gelegt. „Der nächste Wahlkampf wird deshalb wohl auch kein Personenwahlkampf werden. Die Sausgruber-Strategie, die funktioniert erst bei der zweiten oder dritten Wahl.“
An der Mehrheit messen
Über mögliche Wahlerfolge Wallners will Filzmaier zum jetzigen Zeitpunkt nicht spekulieren. Auch die Nationalratswahl habe Einfluss auf die Ergebnisse im Land. „Für Wallner wäre Rot-Grün als Reibebaum in Wien besser, auch wenn es kurios klingt“, so der Politologe. Die Herausforderung werde jedenfalls sein, die Mehrheitsverhältnisse zu sichern. „Daran wird er gemessen werden.“
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